Hochschul-Politik

Rektoren machen weiter Druck

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Rektor Badelt fordert endlich eine Lösung der zahlreichen Probleme.

Mit altbekannten - weil immer noch nicht eingelösten - Forderungen haben die Rektoren bei ihrem Neujahrsempfang am Dienstagabend die hochschulpolitische Diskussion des Jahres 2011 eröffnet. Der Präsident der Universitätenkonferenz, Hans Sünkel, plädierte erneut für mehr Budgetmittel für die Unis, eine Regelung des Hochschulzugangs und die Einführung einer Studienplatzfinanzierung sowie "privater Finanzierungsmodelle". Sein Vorgänger Christoph Badelt, der im Rahmen der Veranstaltung mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik ausgezeichnet wurde, legte unter anderem noch den Wunsch nach einer gemeinsamen Schule drauf.

Forderungen
Von der Politik wünschte sich Badelt, "dass sie uns sagt, was sie eigentlich von uns will" - und falls sie dies nicht tue, solle sie es den Unis überlassen. Der Rektor der Wirtschaftsuniversität (WU) fragte sich, "ob man es wirklich ernst mit uns meint, dass wir international renommiert sein sollen": "Manchmal habe ich da meine Zweifel." Wenn man es aber tatsächlich ernst meine, müsse man auch schauen, wie in anderen Ländern gearbeitet werde: "Es gehört zu den paradoxesten Erfahrungen eines Rektors, wenn man mit Rektoren anderer Länder zusammenkommt und denen erzählt, was bei uns gerade diskutiert wird."

"Katastrophe"
Die Hochschulpolitik müsse endlich aus schon lange bekannten empirischen Fakten Schlüsse ziehen: "Uns wachsen die Fakten schon zum Hals heraus", so Badelt. Dazu zählten etwa, dass die soziale Durchmischung der österreichischen Akademiker eine "Katastrophe" sei oder man über Betreuungsrelationen verfüge, "die man uns international wirklich nicht glaubt". Gleichzeitig wünsche er sich, dass die Politik endlich aufhöre zu glauben, dass man durch die scheinbare juristische Lösung von Problemen auch die dahinter liegende ökonomische bzw. faktische Seite gelöst habe. "Nur wenn jemand von einer Hauptschule am Land formal in eine höhere Schule aufsteigen und dann auch studieren darf, heißt das noch nicht, dass das auch wirklich passiert."

Auf Jugend hören
Von der Regierung verlangte Badelt außerdem, sich zu ihren Klausuren nicht nur Vertreter der Pensionisten, sondern auch solche der Jugend einzuladen. Der Schrei nach mehr Geld dürfe außerdem nicht als kleinster gemeinsamer Nenner aller Gruppen verstanden werden: Vielmehr müsse die Politik begreifen, dass etwa der Streit um eine gemeinsame Schule viel leichter gelöst werden könne, wenn man genügend Geld investiere, um wirkliche Differenzierungen und Angebote für Starke wie Schwache zu schaffen. Auch eine Einigung über den Hochschulzugang wäre viel leichter, wenn tatsächlich Kapazitäten ausgebaut und entsprechende Studienbedingungen geschaffen würden.

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) will das Jahr 2011 zum "Jahr der Studienplatzfinanzierung" machen. Ebenfalls ganz oben auf ihrer To-Do-Liste angesiedelt ist die Erarbeitung eines Hochschulplans, was allerdings nicht von heute auf morgen gehen werde. Klar ist für sie aber auch, dass die Unis mehr Geld brauchen würden. Gleichzeitig sei ein "Wertewandel" nötig: "Es ist für mich kein Wert, wenn jemand zu allem Zugang hat, egal wie schlecht die Studienbedingungen auch sein mögen." Vielmehr solle es einen fairen und geregelten Hochschulzugang für jene geben, die ernsthaft ein Studium betreiben wollen.

Bei ihrem Empfang feierten die Rektoren nicht nur das neue Jahr, sondern gleichzeitig auch das 100-jährige Bestehen der Universitätenkonferenz bzw. ihrer Vorläufer. 1911 an der Technischen Hochschule Wien gegründet, umfasste sie damals auch Unis in den anderen Kronländern. Deren Vertreter fanden sich am Dienstag ebenso ein wie die ehemaligen Wissenschaftsminister Hans Tuppy und Erhard Busek (beide V) sowie die ehemaligen Rektoren-Chefs Kurt Komarek, Manfried Welan, Christian Brünner, Johannes Hengstschläger, Wolf Rauch, Peter Skalicky und Georg Winckler.

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