Uni-Zugang

Rektoren wollen rasch Zugangsregeln

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Auch gibt es ein Plädoyer für "moderate" Studiengebühren.

Die Rektoren sind mit dem von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) vorgelegten Entwurf für neue Uni-Zugangsregelungen unzufrieden. Sollten die Universitäten in den Massenfächern tatsächlich so viele Studienanfänger aufnehmen müssen, wie sich im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre neu inskribiert haben, wäre dies die "Festschreibung eines unhaltbaren Zustands", kritisierte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Hans Sünkel, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz."Wir brauchen eine Korrektur des Gesetzestextes, und wir brauchen sie jetzt."

Studienplätze
Die Rektoren fordern, dass sich die Zahl der Studienplätze in den 20 am stärksten nachgefragten Fächern an den tatsächlichen Kapazitäten der Unis orientieren müssten. Ein mögliches Kriterium laut Sünkel: Die Absolventenzahl der vergangenen Jahre, zuzüglich 20 bis 30 Prozent für Dropouts. An der Wirtschaftsuniversität (WU) würde das laut Sünkel bedeuten, dass jährlich nicht zwischen 5.000 und 7.000 Studenten ein Studium beginnen dürfen, sondern zwischen 1.300 und 1.500. "Wenn man ein Auge zudrückt, kann man bis 2.000 gehen."

Enttäuscht zeigte sich der uniko-Chef darüber, dass die Gesetzes-Novelle nicht wie angekündigt am kommenden Dienstag den Ministerrat passiert. Die derzeitige Fassung "löst das Problem nicht, aber verhindert zumindest eine Verschlimmerung", betonte er. Doch "alles, was nach Jänner kommt, ist zu spät". Die Umsetzung müsse mit 1. Oktober 2011 beginnen, verwies er auf den erwarteten Ansturm deutscher Studenten. Immerhin werden in Bayern durch die Verkürzung der Schulzeit im kommenden Jahr 38.000 zusätzliche Maturanten erwartet, 2012 "nicht weniger" in Baden-Württemberg und weitere 70.000 zusätzliche potenzielle Studenten durch das Aussetzen der Wehrpflicht in Deutschland.

Knock-Out-Prüfungen
Sollte die Regierung die Zahl der Studienplätze nicht wie von den Rektoren verlangt stärker beschränken und die Unis keine zusätzlichen Mittel für die Massenfächer bekommen, bleibe nur eines übrig: "Dann wird selbstverständlich weiter das stattfinden, was jetzt stattfindet" - dass nämlich etwa an der WU 80 Prozent der Studenten hinausgeprüft werden. Die derzeitige Regelung sei ein Kompromiss zwischen Karl und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S), die von einer Notfallregelung gesprochen habe. "Aber ein Gesetz kann nicht nur aus Notfallverordnungen bestehen", betonte er. Von der Regierung forderte er daher "mehr Mut und Weitblick" ein.

Sünkel wiederholte auch seine Forderung nach mehr Mitteln für die Unis ab 2013, stellte aber in Frage, ob es sinnvoll sei, mehr Geld in Studienrichtungen zu stecken, hinter denen keine "aufnahmestarken Märke" stehen. Die Rektoren, betonte er, hätten "sehr viel lieber" die "Schieflage" bei der Studienwahl beseitigt: "Wir wollen eine bessere Verteilung und wir wollen, dass sich die Absolventen nicht am Tag der Diplomübergabe beim AMS anstellen müssen."

Die Befürchtung, dass Zugangsbeschränkungen in den Massenfächern zu einer Verringerung der Studentenzahlen führen könnten, teilt Sünkel nicht. Vielmehr würden die Studenten in benachbarte Fachgebiete - etwa von der Medizin in die Biologie oder Pharmazie - ausweichen, "und das ist auch gut so". Schließlich gebe es in Europa einen erhöhten Bedarf an Absolventen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT-Fächer). Der uniko-Präsident plädierte außerdem für "weiche" Steuerungsmaßnahmen wie Informations- und Motivationskampagnen.

Studiengebühren
Sünkel wiederholte auch sein Plädoyer für "moderate" Studiengebühren von 1.000 Euro pro Jahr, das entspräche den 2001 eingeführten 726 Euro plus Indexanpassung. Das würde den Unis laut Berechnungen der Rektoren bei 282.000 Studenten abzüglich der von Ausnahmeregelungen Betroffenen rund 200 Mio. Euro zusätzlich bringen.

Die derzeit laufende Studiengebühren-Debatte in der SPÖ "gibt zur Hoffnung Anlass", so Sünkel - diese sei allerdings wegen der Aussagen des Kanzlers, dass es in dieser und der nächsten Legislaturperiode nicht zu deren Wiedereinführung kommen werde, "schaumgebremst".

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