Warnt vor EU-Rebell

Resetarits rechnet mit Martin ab

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Nach der Juni-Wahl sagt Karin Resetarits dem EU-Parlament Adieu. Zuvor wirft sie Hans-Peter Martin Erfolglosigkeit und Querulantentum vor.

Kurz nach ihrem Wahltriumph 2004 zerstritten sich H.P. Martin und Karin Resetarits. Sie wechselte zu den Liberalen und rechnet jetzt im Interview mit ihrem früheren Kompagnon ab.

ÖSTERREICH: Hans-Peter Martin porträtiert sich wieder als „Hecht im EU-Karpfenteich“. Was halten Sie von seinem erneuten Antreten zur Wahl?
Karin Resetarits: Er ist jetzt Berufspolitiker, also soll er’s halt probieren. Aber das Schlimme daran ist, dass von unseren 17 kostbaren EU-Mandaten fünf bis sechs an Populisten vergeben werden könnten, die dann bei den Fraktionslosen sitzen und nichts bewirken können. Versprengte Einzelkämpfer sind verschwendetes Steuergeld.
ÖSTERREICH: Immerhin konnte Martin öfter öffentlichen Druck erzeugen, wenn er vermeintliche Privilegien oder Missbrauch entdeckt hat.
Resetarits: Als Politiker hat er nichts erreicht, als Autor schürt er die Anti-EU-Stimmung. Als Fraktionsloser kann man die Mächtigen nicht kontrollieren. Stattdessen denunziert Martin nicht nur Politiker, sondern auch Beamte und andere Mitarbeiter des Parlaments mit falschen Vorwürfen. Er geht gegen alle Menschen los, was leider sein Grund-Charakterzug ist. Daher wird er von allen im Parlament verachtet.
ÖSTERREICH: Bei diversen Luxuspensionen und Taggeld-Missbrauch war er doch einer der Ersten, die Fehlentwicklungen angeprangert haben.
Resetarits: Diese Dinge wären auch ohne ihn reformiert worden. Das Bestreben, in der EU transparenter zu agieren, hat es seit ihrer Gründung gegeben. Es gibt in Brüssel ja nicht 100 Prozent schwarze Schafe, zu 90 Prozent sitzen dort ehrliche Menschen, die Fehlentwicklungen abstellen wollen.
ÖSTERREICH: Martin hat auch Ihnen den Missbrauch von EU-Geldern vorgeworfen.
Resetarits: Da ist nichts hängen geblieben, eine Prüfung der EU-Finanzdirektion hat keine Verfehlungen ergeben.
ÖSTERREICH: Manche halten ihm zugute, dass er immerhin den Populisten von rechts-­außen Stimmen wegnimmt.
Resetarits: Für mich sind alle Populisten gleich schlimm, egal mit welcher Masche sie daherkommen. Sie schüren immer Neid und Missgunst.
ÖSTERREICH: Martin wird von Ex-Weggefährten oft als Querulant beschimpft. Wie muss man sich die konkrete Zusammenarbeit mit ihm vorstellen?
Resetarits: Er ist ein sehr egozentrischer Mensch, der nur sich im Kopf hat. Kandidaten, die jetzt wieder länger mit ihm arbeiten wollen, werden es nicht schaffen. Er macht unheimlich Druck auf seine Mitarbeiter, die unter dieser Last teils kollabieren.
ÖSTERREICH: War Ihre Kandidatur für Martin also der größte Fehler Ihres Lebens?
Resetarits: Nein, das geht mir zwar öfter durch den Kopf, aber ich habe fünf tolle Jahre hinter mir. Beim Abschiedsfest von den Liberalen musste ich weinen. Natürlich habe ich diese Jahre auch dem Hans-Peter Martin zu verdanken – so wie ein Kind die Geburt seinen Eltern verdankt. Aber ich musste mich einfach von ihm abnabeln.
ÖSTERREICH: Werden Sie nach dem Verlassen des Parlaments die Politik vermissen?
Resetarits: Ganz sicher, aber ab Sommer werde ich mich auf mein Studium und die Eröffnung einer neuen Pizzeria im Herbst konzentrieren.

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