ÖSTERREICH-Interview

Riess-Passer: „An Jörg gescheitert"

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10 Jahre nach der von wütenden Protesten begleiteten Angelobung erinnert sich die FPÖ-Vizekanzlerin.

ÖSTERREICH: Die blau- schwarze Regierung ist eigentlich an der eigenen Partei und am eigenen Parteichef Haider gescheitert.
Susanne Riess-Passer: Die FPÖ als Partei war 2002 nicht regierungsfähig – und ich glaube, sie ist es bis heute nicht. Es gab in der FPÖ nur wenige, die verstanden haben, dass eine Regierungsbeteiligung ein langer, dorniger Weg ist, der aus unendlich vielen Kompromissen besteht. Haider wollte immer die Konfrontation – auch mit der ÖVP.

Den ersten Teil des Interviews lesen Sie hier!

ÖSTERREICH: Wie kam es zum Bruch mit Haider?
Riess-Passer: Der erste Bruch war die verlorene Wien-Wahl – da hat Haider die Lust an einer konstruktiven Regierung verloren, wollte Konfrontation. Der zweite Vertrauensbruch war seine Reise zu Saddam Hussein, von der er mich nicht informiert hat und die – auch für ihn – unglaublich schädlich war. Der endgültige Bruch war im Sommer 2002 Knittelfeld. Da haben ihn Strache, Stadler, Mölzer und Scheuch in seinen eigenen Absturz gedrängt. Aber in Wahrheit hat Haider seine Entscheidungen selbst getroffen, er hat Schwarz-Blau selbst zerstört und dafür auch sehr teuer bezahlt. Er hat mir später dutzendfach gesagt, dass er Knittelfeld und die damals provozierte Neuwahl für seinen schwersten politischen Fehler hielt.

ÖSTERREICH: Schwarz-Blau ist an Haider gescheitert?
Riess-Passer: Er hatte zu wenig Geduld. Das war ein Projekt, das auf mehrere Legislaturperioden angelegt war. Wir hätten noch so viel erreichen können: Die ganze Beamten- und Verwaltungsreform, die eine Große Koalition niemals schaffen wird, die Bildungsreform. Jörg Haider hat sein Lebensziel – die Regierungsbeteiligung – in Knittelfeld zerstört. Aber ich habe es sehr berührend gefunden, wie ich am Schluss seines Lebens einen Haider erlebt habe, der verzweifelt bemüht war, das alles wieder aufzubauen – noch einmal eine Regierungsbeteiligung mit der ÖVP zu schaffen .

ÖSTERREICH: Hat er Sie danach gefragt, ob Sie nochmal mitmachen würden?
Riess-Passer: Hat er. Sogar oft. Und ich habe ihm gesagt: Niemals wieder! Ich bin ganz draußen und bleibe ganz draußen. Und bitte, dass dieser Satz am Schluss des Interviews steht...

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