Präsidenten-Finale

Rosenkranz kämpft gegen totale Blamage

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Heinz Fischer geht auf Stimmenfang - Strache wetzt Messer.

Offiziell feierte die Sozialdemokratie am Freitag schon das Finale des Präsidenten-Wahlkampfs: Kanzler Werner Faymann, SP-Seniorenchef Karl Blecha, Wiens Bürgermeister Michael Häupl und fast die gesamte Parteispitze gaben sich im Festsaal der Wiener Hofburg vor 1.300 geladenen Gästen, darunter auch der Grüne Alexander Van der Bellen und Ex-VP-Grande Heinrich Neisser, die Ehre.

Trotz diverser Irritationen in der SPÖ über Fischer hofft man im Kanzler-Lager für morgen, Sonntag, auf einen klaren Fischer-Sieg. Man ist zwar inoffiziell leicht vergrämt, dass Fischer eine Millionenspende aus der Parteikassa für seinen Wahlkampf nahm, sich dann aber zusehends von der eigenen Partei distanzierte. In den offiziellen Wortmeldungen hörte sich das freilich ganz anders an – da hofft etwa Häupl auf einen ganz, ganz klaren Sieg für Heinz Fischer.

Und er tut das auch nicht ganz uneigennützig: Immerhin würde ein Triumph jenseits der 80 Prozent der niederlagengebeutelten SPÖ durchaus guttun. Eine Mutinjektion, die man vor den drei wichtigen Wahlen im Burgenland, in der Steiermark und in Wien im roten Lager dringend bräuchte.

Fischer kämpft bis zur allerletzten Sekunde
Der Präsident gibt sich optimistisch: „Die FP-Wahlziele sind dahingeschmolzen wie Schnee im Frühjahr.“ Ob das reicht? Er selbst weiß, dass sein Hauptgegner die Wahlverdrossenheit ist: „Werft euer Wahlrecht nicht weg“, so sein flammender Appell. Kein Wunder, dass sich Fischer in alter SP-Tradition heute noch einen Wahlkampf-Nachschlag genehmigt: Am Vormittag besucht der einst so tiefrote Spitzenkandidat den Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten. Dort, wo sich die SPÖ seit 20 Jahren die heißesten Duelle mit der FPÖ um die Arbeiterstimmen liefert, will er noch einmal versuchen, rote Kernschichten zu mobilisieren. Denn er weiß: Je weniger Wiener zur Wahl gehen, desto schwieriger wird es für ihn, sich als Sieger zu verkaufen – sowohl was die Prozente als auch was die Legitimation des Amts durch die Wahlbeteiligung betrifft. Und noch eine Stimmung wird heute im Herzen des roten Wiens bei Fischers Auftritt mitschwingen: Sentimentalität. Dies ist der allerletzte Wahlkampfauftritt einer jahrzehntelangen, schillernden Polit-Karriere.

Rosenkranz: "Lasse mich nicht brechen"
„Neue Lage, null Tage“, scherzt ein genervter Mitarbeiter von FP-Kandidatin Barbara Rosenkranz etwas weiter von der Hofburg entfernt beim Wahlkampf-Finale am Wiener Ballhausplatz. Man wollte symbolträchtig direkt vor der Hofburg aufmarschieren, um mit der Ikone der Parteirechten und mit dem Segen von Hans Dichand Amtsinhaber Heinz Fischer aus der Hofburg zu vertreiben.

Parteichef Strache hat dafür 35 Prozent als – praktisch unmögliche – Marschrichtung vorgegeben. Rosenkranz selbst will sich mit der Hälfte begnügen: 17 Prozent wäre das beste Resultat aller bisherigen FP-Hofburgkandidaten. Geworden ist der Wahlkampf freilich ein einziger Krampf, unterbrochen von Eklats um Videos über das schräge Geschichtsbild der Rosenkranz-Fans und tagelangen Eiertänzen um ihre Abgrenzung vom NS-Gedankengut. Rosenkranz trotzig: „Ich lasse mich nicht biegen und nicht brechen.“

Am Rande der FPÖ-Veranstaltung kam es zu einer kleinen Gegen-Demo. Rund 150 Menschen protestierten.

Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz gab sich bei ihrem Wahlkampfabschluss siegessicher.

"Am Sonntag werde ich Präsidentin", sagte sie selbstbewusst.

Strache: „Geht um Wien“
„Wir kriegen den Platz voll“, sagte FP-Wahlkampfleiter Herbert Kickl vor der Kundgebung zu ÖSTERREICH. Was optisch bei nur 700 Fans vor allem durch Polizisten und 150 Gegendemonstranten halbwegs gelang. Die Polizei sprach von einem „reibungslosen Ablauf“ – dennoch gab es drei Festnahmen, eine Beamtin wurde mit Pfefferspray verletzt.

Auch wenn Strache betonte, dass es „blanker Unsinn“ sei, dass er gegen Rosenkranz agiere, ist klar: Er hat die Kampagne längst abgeschrieben.

Das zeigte sich prompt in seiner Rede – nach der „Nordkorea-Pflichtübung“ gegen Fischer und „Kampfemanzen“ brach es in verräterischer Reihenfolge aus Strache heraus: „Es geht uns ums Wiener Rathaus – und um die Hofburg.“ Na dann...

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Am Rande der FPÖ-Veranstaltung kam es zu einer kleinen Gegen-Demo. Rund 150 Menschen protestierten.

Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz gab sich bei ihrem Wahlkampfabschluss siegessicher.

"Am Sonntag werde ich Präsidentin", sagte sie selbstbewusst.