Rücktritt

SP-Parteikritiker Kowall geht

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Der Sektionschef hatte Glücksspiel-Verbot durchgesetzt.

Der Parteikritiker und Chef der "Sektion 8" der Wiener SPÖ, Nikolaus Kowall, legt seinen Posten zurück. Er geht beruflich nach Deutschland und übergibt die Leitung bei der Jahresversammlung am 13. Dezember an Eva Maltschnig, lässt er in einem aktuellen Blogeintrag wissen. Die "Sektion 8" konnte u.a. das Verbot des Kleinen Glücksspiels in Wien durchsetzen - gegen den Willen der Parteispitze.

Er übernehme mit 1. Jänner die Geschäftsführung einer Forschungsförderungsgesellschaft in Deutschland und werde Mitte 2015 auch dorthin übersiedeln, teilte Kowall auf http://blog.sektionacht.at mit. Er leitete die am Alsergrund ansässige Sektion seit beinahe acht Jahren. Die "sozialdemokratische NGO" - so die Eigendefinition - gilt als Sammelbecken für die kritische linke Intelligenzija der Rathaus-Roten.

Gegen Parteilinie

Immer wieder legten sich Kowall, Jahrgang 1982, und sein Team mit der Parteispitze auf Landes- und Bundesebene an und hinterfragten dabei nicht nur Parteistrukturen - Stichwort: zu wenig Mitbestimmung -, sondern auch inhaltliche Positionen. Über die Bezirks- und Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde die "Sektion 8" spätestens dann, als sie beim Wiener SPÖ-Parteitag 2011 einen Antrag für ein Verbot des Kleinen Glücksspiels gegen den Willen der Parteispitze durchsetzen konnte. Die Stadt musste daraufhin tätig werden und tüftelte eine gesetzliche Regelung aus, wonach die Konzessionen für Spielautomaten nun mit Jahresende auslaufen. Wobei der Konzern Novomatic erst gestern, Montag, angekündigt hatte, das Verbot nicht akzeptieren zu wollen, und dabei auf gleich drei juristische Gutachten verwies.

Kowall selbst betonte in seinem Blogeintrag, dass sein Weggang kein Bruch mit den Roten sei. "Ich gebe die SPÖ nicht auf, ebenso wenig den Glauben, dass sie viel stärker verändert werden kann, als wir und andere das bisher erreicht haben. Noch weniger gebe ich die Sektion 8 auf oder glaube, dass die Strategie einer sozialdemokratischen NGO gescheitert ist."
 

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