Tibet-Reise

Schüssel sucht Erleuchtung

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Mitten in der Parlamentssaison reiste Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel nach Nepal und Tibet, um „sprirituelle Orte“ zu besuchen.

Der Nationalrat berät diese Woche wichtige Themen: das neue Kindergeld, auch der historische Beschluss zur Begnadigung von Wehrmachtsdeserteuren wird fallen. Allerdings ohne Wolfgang Schüssel (ÖVP). Der 64-Jährige hat sich eine anspruchsvolle Herausforderung vorgenommen: Mit seiner Tochter, der Schauspielerin Nina Blum, wandert Schüssel derzeit in Nepal und Tibet, er will u. a. den heiligen Berg Tibets, den Kailash, umrunden. Zwei Wochen sind die beiden schon unterwegs, übernächste Woche soll der Ex-Kanzler, der – obwohl besoldungsrechtlich bereits in Pension – immer noch Nationalratsabgeordneter ist, wieder in Wien sein. Dass Abgeordnete in der Parlamentssession urlauben, ist möglich, wenngleich auch nicht an der Tagesordnung.

Delikates Detail am Rande: Schüssel entschuldigte sich am 29. September für die Nationalratssitzungen in dieser Woche. Er werde sich, so ein Schreiben an Parlamentspräsidentin Bar­bara Prammer, am 21. und 22. Oktober im Ausland aufhalten und könne deshalb nicht an den Sitzungen teilnehmen.

Sondersitzung kam Ex-Kanzler dazwischen
Doch dann berief die FPÖ für den 15. eine Sondersitzung ein. Schüssel musste von Innerasien aus tätig werden: Erneut meldete sich der Ex-Kanzler ab, der Brief ist datiert mit 7. Oktober. Schüssel hatte sich per Telefon im ÖVP-Klub gemeldet. Von 4.500 m Meereshöhe aus, wie ein VP-Insider erzählt. Problem sei Schüssels Reise nicht, wird in der ÖVP beteuert: „Auch ohne ihn ist die Koalitionsmehrheit gesichert.“

Schüssel hat seine Reise in Claudia Stöckls Frühstück bei mir auf Ö3 angekündigt: Er werde mit Tochter Nina den heiligsten Berg Tibets umrunden. Schüssel: „Die Reise haben wir uns lang vorgenommen. Ich will spirituelle Orte entdecken.“

Kailash-Umrundung 53 Kilometer lang
Dabei mutet sich der Ex-Kanzler einiges zu: Der Kailash wird in 4.500 bis 5.700 m Meereshöhe umwandert, der Weg ist 53 Kilometer lang, kein „Lercherl“ für einen 64-Jährigen. Allerdings: Während tibetische Buddhisten sich immer wieder hinwerfen, wandern Europäer als gut ausgerüstete Trekking-Touristen und suchen so nach der „Erleuchtung“.

Nicht nur deshalb sorgt die Schüsselreise mitten im Parlamentsjahr für böse Kommentare im Hohen Haus: „Sind die Tibeter mit den Chinesen nicht genug gestraft?“, schüttelt ein Abgeordneter, der ungenannt bleiben will, den Kopf.

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