Nach 7 Jahren

Schüssel zum Abschluss VP-Klubobmann

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Nach sieben Jahren im Amt ist die Kanzlerschaft von Wolfgang Schüssel zu Ende.

Nach sieben Jahren im Amt ist die Kanzlerschaft von Wolfgang Schüssel zu Ende. Und auch seine Karriere als Parteiobmann geht wohl zur Neige. Ausklingen lässt der Wendekanzler und seit Jahren fast uneingeschränkte Herrscher über die Volkspartei sein politisches Leben als Klubobmann - ein Posten, um den er sich vor 21 Jahren gegen Fritz König vergeblich beworben hatte.

Von Platz drei zum Kanzler
Furore machte Schüssel aus jederlei Perspektive erst, als er 2000 vom Platz drei in der Wählergunst aus Kanzler wurde. Geprägt war die zunächst schwarz-blaue, dann schwarz-orange Ära von einem Aufbrechen alter Traditionen. Die Sozialpartnerschaft verlor an Bedeutung, die Zusammenarbeit mit rechtspopulistischen Bewegungen wurde enttabuisiert und im Sozialbereich wurden Einschnitte vorgenommen, die Gewerkschafter in Österreich ungekannten Massenstreiks organisieren ließ.

Schüssel, geboren am 7. Juni 1945, hatte der ÖVP nach Jahrzehnten wieder den Kanzler gebracht, und das ohne eine Wahl gewonnen zu haben. Weder 1995, als er gegen Franz Vranitzky einen vorgezogenen Urnengang provozierte, noch 1999 konnte er die hoch gesteckten Ziele erreichen. Einmal blieb die Volkspartei überraschend neuerlich hinter den Sozialdemokraten, das andere Mal erfolgte der historische Rückfall auf Platz drei. Trotzdem war Schüssel plötzlich Kanzler, als er 2000 die Gunst der Stunde nutzte und letztlich Jörg Haider und dessen FPÖ über den Tisch zog. Der Titel des "Haider-Bezwingers" wird ihm wohl bleiben.

Unumstrittener Partei-Chef
Nach dem Platzen der ersten Koalition mit den Freiheitlichen in Folge des Knittelfelder Putsches hatte Schüssel dann seinen wirklich großen Tag. Erstmals seit Jahrzehnten führte er die ÖVP auf Platz eins und war damit in den eigenen Reihen unumstrittener denn je. Die Partei folgte Schüssel auf jedem Schritt, für die ÖVP ein über Jahrzehnte ungekanntes Phänomen.

Schüssel nützte es und ging trotz vieler skeptischen Stimmen erneut eine Koalition mit den Freiheitlichen ein und blieb auch an ihrer Seite, als sich die Partei spaltete. Statt Schwarz-Blau hieß es eben Schwarz-Orange - und trotz aller Turbulenzen schien es so, als ob die ÖVP, die fast wie in einer Alleinregierung agierte, dank BAWAG-Skandals wieder auf Platz eins landen würde. Ein Irrtum, wie sich nach einem langweiligen und emotionsarmen Wahlkampf der Volkspartei herausstellte, bei dem Schüssels Popularität offenbar überschätzt wurde.

Ruf als "Steher"
Trotz der Demütigung einer dritten Wahlniederlage im vierten Versuch blieb Schüssel seinem Ruf als Steher treu. Unbeirrt und lange Zeit stur führte er das Koalitionsteam der ÖVP an und machte den Sozialdemokraten das Leben nicht leicht. Logische Folge der roten Alternativenlosigkeit in Sachen Koalition: Die ÖVP hat der SPÖ auch diesmal vor allem bei den Ressorts große Zugeständnisse herausgerissen. Nur mit seinem internen Wunsch, Karl-Heinz Grasser als Vizekanzler zu installieren, scheiterte der oft als Meistertaktiker beschriebene Schüssel letztlich knapp.

ÖVP-Karriere begann 1986
Die große Karriere war Schüssel eigentlich gar nicht in die Wiege gelegt. Er wurde von seiner alleinerziehenden Mutter in bescheidenen Verhältnissen groß gezogen, durfte aber immerhin das prestigeträchtige Schottengymnasium besuchen. Es folgte ein Jusstudium und nebenbei einer Tätigkeit als Radio-Journalist. Politisch begann es in der ÖVP 1968, wo er sieben Jahre lang als Klubsekretär im Parlament diente. Tätig war er auch als Wirtschaftsbundgeneralsekretär, als Abgeordneter (ab 1979), als Wirtschaftsminister (1989-95) sowie ab 1995 als längst dienender VP-Obmann der Geschichte. Ab diesem Zeitpunkt fungierte er auch als Vizekanzler und Außenminister, ehe Schüssel 2000 das heiß ersehnte Kanzleramt übernahm.

"Schweigekanzler"
Schüssel als Person wird von seiner politischen Gegnerschaft menschlich wenig gutes nachgesagt. Als kalt gilt der oft als "Schweigekanzler" apostrophierte, als gewiefter Taktiker, Arroganz wird ihm ebenso nachgesagt wie intellektuelle Überheblichkeit. Auf der anderen Seite unbestritten ist sein scharfer Verstand, sein Ehrgeiz und seine vielfältigen Talente vom Bergsteigen über das Fußballspielen bis zum Karikaturen Zeichnen, Cello spielen und Papierschnitte-Basteln.

Hinzu kommt seine beständige Loyalität zu Weggefährten, auch wenn es seiner Sache nicht immer nützt - wie im Fall von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. Ebenfalls auf der positiven Seite findet sich Schüssels Verweigerung, im Jet-Set mitzuspielen, umso erstaunlicher seine Nähe zum abtretenden Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Privat lebt Schüssel zurückgezogen in Wien-Hietzing. Seine Urlaube verbringt er entweder im Kloster oder in einer unscheinbaren Ferienwohnung am Wolfgangsee. Verheiratet ist er seit Jahren mit Kinderpsychologin Krista, das Paar hat einen Sohn und eine unter dem Pseudonym Nina Blum schauspielernde Tochter.

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