Schulreform

Mehr Lehrer oder mehr Arbeit pro Lehrer?

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Regierungsparteien und Gewerkschaft debattieren über den Ausbau der Ganztagsschule. Pröll würde was aus dem Budget springen lassen, Spindelegger will einen Elternbeitrag, Neugebauer will kein Mehr an Arbeit.

Die ÖVP blockiert neuerdings die von der SPÖ gewünschten Ganztagsschulen nicht mehr so rigide und will SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied unterstützen. Widerstand zeichnet sich aber seitens der ÖVP-dominierten Lehrergewerkschaft ab. Gewerkschaftschef Fritz Neugebauer sagt gegenüber Ö1, ohne zusätzliche Lehrer werde es nicht gehen.

ÖVP unterstützt Schmied
Im neuen Lehrer-Dienstrecht soll eine höhere Lehrverpflichtung enthalten sein, also mehr Anwesenheit für Lehrer an den Schulen z.B. für mehr Nachmittagsbetreuung. Dafür spricht sich mittlerweile auch die Volkspartei aus - namentlich ÖVP-Staatssekretär Reinhold Lopatka, Wissenschaftsminister Johannes Hahn sowie der Chef des ÖVP-Arbeitnehmerbundes ÖAAB, Außenminister Michael Spindelegger.

Mehr Personal statt mehr Arbeit
Zwar ist auch Neugebauer für mehr Ganztagesbetreuungsplätze, wenn diese gebraucht werden. Doch schon vor Verhandlungsbeginn über das neue Dienstrecht stellt der oberste Beamten-Gewerkschafter klar: "Wir brauchen mehr Personal. Nur die Arbeitszeit zu verlängern, ist nicht wirklich ein pädagogisches Konzept." Die Gewerkschaft habe ausreichende Argumente um darzustellen, dass die derzeitige Lehrerarbeitszeit einer 40-Stunden-Woche entspricht. Mehr Nachmittags-Betreuungsplätze können ruhig geschaffen werden, aber eben nicht durch eine höhere Lehrverpflichtung, sondern mehr Geld für mehr Personal, also zusätzliche Lehrer, so Neugebauer.

Im November finden Personal-Vertretungswahlen statt.

Pröll würde was springen lassen
Zum Ausbau der Ganztagsschule schließt ÖVP-Finanzminister Josef Pröll eine Budgeterhöhung nicht aus. Er sei bereit, eine entsprechende Debatte zu führen. Es gebe noch viele Fragen zu klären, eine Budgeterhöhung schließe er aber nicht aus, so Pröll.

Faymann nimmt's cool
Dass sich schon wieder Widerstand in der Lehrergewerkschaft bildet, sieht SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann gelassen. "Wenn ich nur fröhlich sein könnte, wenn der Herr Neugebauer einer Reform zustimmt, hätte ich wenig Grund zum fröhlich sein." Faymann freut sich vielmehr über den schwarzen Vorstoß in Richtung mehr Ganztagsschule. Viele Studien würden schwarz auf weiß belegen, dass eine Ganztagsschule besser für die Schüler sei, deshalb sei nun der "richtige Moment, gemeinsam in diese Richtung zu gehen".

Spindelegger für Elternbeitrag
Die ÖVP will bei der Ausdehnung der Nachmittagsbetreuung an den Schulen auch einen Kostenbeitrag von Ländern, Gemeinden und Eltern einfordern. ÖAAB-Obmann Michael Spindelegger räumt nun ein, dass mehr Nachmittagsbetreuung auch mehr kosten werde, "aber bei der Aufteilung der Kosten muss man auch realistisch sein". Er wünscht sich etwa eine Kostenbeteiligung der Eltern für die Verpflegung und die Betreuung der Kinder am Nachmittag.

Rudas gegen Elternbeitrag
Eltern werden laut der SPÖ auch künftig nicht für Nachmittagsbetreuung zahlen müssen. SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas weist Spindeleggers Forderung zurück. Schließlich würden gerade den Eltern jener Kinder, die eine ordentliche Nachmittagsbetreuung brauchen, oft die finanziellen Mittel fehlen. Und eine Nachmittagsbetreuung nur für jene, die genug Geld haben "wird es mit der SPÖ sicher nicht geben."

Aus dem Unterrichtsministerium heißt es dazu, dass das Modell "Tagesbetreuung Neu", das in den kommenden Jahren Basis für den Ausbau ganztägiger Schulangebote sein soll, keine Beiträge von Eltern beinhalte. "Eine Änderung dieses Systems eines kostenfreien Bildungsangebots am Nachmittag in Kombination mit Selbstbehalten für die Verpflegung der Kinder ist nicht geplant", so das Ministerium.

FPÖ und BZÖ auf SPÖ-Kurs
Auch FPÖ und BZÖ plädieren für eine Ausweitung des Angebots an Nachmittagsbetreuung. Dieses müsse allerdings unbedingt freiwillig sein, so die Bildungssprecher Walter Rosenkranz und Ursula Haubner. Außerdem solle die Nachmittagsbetreuung durch Hortpersonal statt durch Lehrer erfolgen, denn Hauptaufgabe der Pädagogen müsse der Unterricht bleiben, so Rosenkranz. Haubner hob hervor, dass Eltern durch die Nachmittagsbetreuung keine zusätzlichen Kosten entstehen dürften.

Grüne gegen "Aufbewahrung"
Grünen-Bildungssprecher Harald Walser zeigte sich zwar erfreut über den Vorstoß Spindeleggers. Er warnte allerdings davor, Ganztagsschulen nur als Aufbewahrungsanstalten zu sehen. Unterricht müsse dort vormittags und nachmittags stattfinden, als Auflockerung brauche es Ruhephasen, Sportunterricht und musisch-kreative Angebote.

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