Kurz fordert

Schwänzen: 69 % sind für Strafe

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Umfrage bestätigt Kurz - Kritik der Promi-Mamas.

Der Vorschlag von Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz (25), Schulschwänzer mit 1.500 Euro zu bestrafen, sorgte gestern für großen Wirbel. Eine aktuelle Gallup-Umfrage bestätigt nun seinen harten Kurs: 69 Prozent der insgesamt 500 Befragten halten hohe Strafen für „eher zielführend zur Förderung der Integration“. In Wien waren sogar 74 % für den umstrittenen Kurz-Vorschlag. Vizekanzler Michael Spindelegger geht noch einen Schritt weiter. Beim gestrigen Ministerrat meinte er, dass die 1.500 Euro Strafe „noch nicht das Maximum sind, an das man denken kann“.

Unschärfen
Als Grundlage für das Strafmodell diente Kurz eine aktuelle NEET-Studie des Universität Linz. Das verheerende Ergebnis: 75.000 Jugendliche zwischen 16 und 14 Jahre, zählen zu der sogenannten NEET-Gruppe – sie haben weder einen Job noch eine Ausbildung.

Das Unterrichtsministerium kontert nun, dass die Studie einige Unschärfen hat. So sind 40 % der erfassten Frauen in der Studie bereits Mutter. „Welchen Status diese Frauen haben, ob sie in Karenz sind, haben wir nicht erhoben“, bestätigt Studien-Co-Autor Dennis Tamesberger. Einen Zusammenhang zwischen Schulschwänzen und den Jobchancen, wie Kurz das macht, ortet der Co-Autor auch nicht. Vielmehr fordert die Studie mehr Ganztagsschulen, damit Migrantenkinder auch am Nachmittag betreut sind.

Fünffach-Mama Karin Resetarits hält nichts von Strafen: „Das System ist schuld. Die Schule ist ein Ort, wo sie sich ausgeschlossen fühlen, sonst würden sie nicht fehlen.“

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ÖSTERREICH: Frau van Melle, Sie sind vierfache Mutter. Die jüngste Tochter ist ein Pflegekind mit Migrationshintergrund. Was halten Sie von Sebastians Kurz’ Vorschlag?

Van Melle: Ich finde den Vorschlag der hohen Bestrafung einfach krank. Wenn Kinder mit Migrationshintergrund eine hohe Drop-out-Rate haben, dann ist das ein Problem des Schulsystems. Das erlebe ich als Mutter eines Pflegekindes sehr oft, obwohl meine Tochter mit allen Mitteln gefördert wird.

ÖSTERREICH: Wo sind die Probleme?
Van Melle:
Wenn ich für meine Tochter kämpfe, scheitere ich oft an der Intoleranz. Wenn ich schon scheitere, wie sollen sich Eltern mit Migrationshintergrund durchsetzen. Ich glaube, viele Schüler geben einfach auf, weil sie von der harten Selektion im Schulsystem frustriert sind.

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