Streitgespräch zu EU-Wahl

"Sie sind ja ein Wolf im Schafspelz"

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Andreas Mölzer (FPÖ) und Eugen Freund (SPÖ) im Kampf um Platz 1.

Es kann nur einen geben: Am 25. Mai rittern SPÖ, ÖVP und auch die FPÖ bei der Europawahl um Platz 1. In ÖSTERREICH kreuzen jetzt zwei Favoriten erstmals die Klingen. Ex-ORF-Moderator Eugen Freund von der SPÖ sagt: „Ja ich will, dass die SPÖ Nummer 1 wird.“ Sein gegenüber, FPÖ-Spitzenkandidat Andreas Mölzer, sei Hauptgegner, sucht Freund die Offensive. Doch Mölzer geht Freund nicht auf den Leim und lässt eben nicht mit nationalen Tönern aufhorchen. Im Gegenteil: Er lässt keine Gelegenheit ungenutzt, Freund zu „umarmen“.

SPÖ führt vor ÖVP, FPÖ liegt knapp dahinter
Die Wahl wird spannend. Laut aktueller ATV-Trend-Umfrage kommt die SPÖ derzeit auf 25 %, die ÖVP auf 24. Doch liegen die Freiheitlichen mit 22 % alles andere als abgeschlagen und spielen im Match um Platz 1 mit.

Mölzer zu Freund: "Mir gefällt ihr Klassenkampf ganz gut"

ÖSTERREICH: Die EU-Wahl ist in 70 Tagen. Herr Freund, Ist die FPÖ ihr Hauptgegner?
Eugen FREUND: Alle, die den Nationalismus unterstützen, sind unsere Hauptgegner.

ÖSTERREICH: Ist Herr Mölzer für Sie ein Nationalist?
FREUND: Wenn er ein Europa will wie seine politische Partnerin Marine Le Pen vom Front National, die bekanntlich Europa zerstören will anstatt eines gemeinsamen Europas – dann ja.
Andreas MÖLZER: Wenn Sie sagen, wir bekämpfen Europa, dann verwehre ich mich dagegen. Wir kämpfen für Europa aber eben gegen Fehlentwicklungen der EU.
FREUND: Glauben Sie im Ernst, dass die schweren Probleme, die wir bekämpfen müssen, mit Nationalismus besser zu lösen wären? Ich weiß, dass es mit Nationalismus nicht geht.
MÖLZER: Überhaupt nicht. Genau wenn man die Außenpolitik anspricht, sind wir vielleicht ähnlicher Meinung. Nach innen hin sehen wir die EU aber als einen überreglementierten und bürokratischen Superstaat. Glauben Sie, es ist so super, wenn wir multinationale Lebensmittelkonzerne von der EU aus fördern?
FREUND: Bei der Überbürokratisierung widerspreche ich Ihnen nicht. Man darf aber nicht vergessen, dass in Europa 1.000 Milliarden Euro von Konzernen an Steuern hinterzogen werden, die in Steueroasen landen. Diesen Steuerbetrug gilt es rasch zu beenden. Wir brauchen das Geld für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit!
MÖLZER: Mir gefallen diese klassenkämpferischen Töne recht gut. Man hat in Griechenland nur die Banken gerettet, hat es aber versäumt, Geld in die Wirtschaft zu pumpen, damit wieder Arbeitsplätze entstehen.

ÖSTERREICH: Sie sind mir ein bisschen zu EU-freundlich, Herr Mölzer. Ihr Parteichef hat doch den EU-Austritt thematisiert…
MÖLZER: Nein, hat er nicht.
FREUND: „Raus aus der zentralistischen EU“, hat er gesagt, Herr Mölzer.
MÖLZER: Er hat gesagt, dass ein Austritt eine Ultima Ratio im Falle einer apokalyptischen Entwicklung wäre.
FREUND: Sie wollen raus aus der EU und raus aus dem Euro. Sie arbeiten mit Leuten wie Marine Le Pen zusammen. Diese Frau will das europäische Projekt zerstören.
MÖLZER: Das sind doch sehr konstruktive Kräfte, die das Gemeinwohl ihrer Länder im Auge haben.
FREUND: Der Front National ist absolut nicht konstruktiv, die sind destruktiv! Der Herr Mölzer ist wirklich ein Wolf im Schafspelz. Sie machen einmal mehr deutlich, warum sie nie ein Partner für die Sozialdemokratie sein können!
MÖLZER: (lacht) Der Wolf ist doch Ihr Kollege!

ÖSTERREICH: Herr Mölzer. Sie wollen mehr nationale Kompetenzen. Wollen Sie Grenzkontrollen zurück?
MÖLZER: Die Personenfreizügigkeit an sich ist etwas Positives. Es muss doch möglich sein, wenn es gegen organisierte Kriminalität geht, kurzfristig Grenzkontrollen einzuführen.
FREUND: Ich will keine langen Wartezeiten an der Grenze wie früher und auch kein mühsames Umrechnen Euro/Lira. Ich finde es gut, dass es offene Grenzen gibt und auch den Euro.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum Nein der Schweizer zur Personenfreizügigkeit?
MÖLZER: Die Schweiz ist unser Vorbild. Es muss möglich sein, dass, wenn man eigene Arbeitsmarktinteressen, Interessen der Erhaltung der eigenen Kultur gefährdet sieht, man auch restriktiv ist.
FREUND: Was ist mit den mehr als 40.000 Österreichern, die in der Schweiz arbeiten? Die sind Ihnen egal? Es geht nicht, dass man ein Abkommen mit der EU schließt, dann eine Abstimmung macht und sagt, dass dieser Teil des Abkommens einen doch stört und man ihn jetzt ändern will. Man kann sich nicht einfach die Rosinen rauspicken.
MÖLZER: Ich würde mir wünschen, dass unsere Regierung es auch manchmal wie die Schweizer versucht, sich die Rosinen herauszupicken.

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