ÖSTERREICH-Interview

So kam es zum Lindner-Rücktritt

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Hat Monika Lindner ihre Kandidatur bei Stronach wegen Druck der ÖVP abgesagt?

Es war Liebe auf den ersten Blick: Frank Stronach sprach mit Monika Lindner erstmals vor drei ­Wochen. „Es war a spontane G’schicht“, sagt Lindner zu ÖSTERREICH. Der Rotary-Club hatte Stronach zu einem Vortrag eingeladen, Lindner war „Chair Woman“. Beim Dinner danach bot Stronach der ihm unbekannten Ex-ORF-Chefin die Kandidatur auf seiner Liste an. Nach nur zwei Tagen Bedenkzeit sagte Lindner ihre Kandidatur zu.
 

Hätte der ORF 100.000-€-
Pension gestoppt ?
Letzten Montag präsentierte Stronach die ÖVP-Lady stolz als Nummer 3 seiner Bundesliste – ein Wahlkampf-Coup gegen Widerstand im eigenen Team. Ein Insider: „Alle haben ihn vor dieser Frau gewarnt. Viele sagten: Die ist VP- und Raiffeisen-Urgestein und schwierig. Finger weg!“
 

Donnerstag legte Lindner ihr Mandat schon wieder zurück – weil sie „entsetzt“ über Aussagen von Stronach-Klubobmann Lugar war, sie würde „die Speerspitze“ im Kampf gegen Raiffeisen und ORF sein und Stronach würde ihr Insider-Wissen nützen.
Davor lief ein Krimi. Was keiner weiß: Lindner traf Lugar und die Wahlkampfleiter von Stronach Mittwochabend vor dem Rücktritt zu einem Gespräch in Innsbruck.

Dort soll sie von „unmenschlichem Druck der ÖVP“ gegen sie gesprochen haben.
Lindner angeblich wörtlich: „Ich hätte mir nie gedacht, dass die ÖVP und Pröll so gegen mich vorgehen. Ich halte den Druck der ÖVP und von Pröll nicht mehr aus.“

Konkret soll Lindner damit gedroht worden sein, dass sie ihre ORF-Pension verliert. Was niemand wusste: Lindner, die mit Stronach gegen „das System“ antreten wollte, erhält vom ORF zusätzlich zu ihrer ASVG-Pension von 3.000 Euro eine fette Zusatzpension von 7.500 Euro pro Monat – 100.000 Euro im Jahr.
Lindner bestreitet im Interview jeden ÖVP-Druck: „Das war nur eine Frage der Ehre!“

Monika Lindner: »Das war eine Frage der Ehre!«

ÖSTERREICH: Sie haben Ihre Kandidatur bei Frank Stronach zurückgelegt. Hat er nicht versucht, Sie umzustimmen?
MONIKA LINDNER:
Er hat bis zum Schluss versucht, mich umzustimmen. Er hat meine Entscheidung sehr bedauert. Und er hat, das muss ich sagen, sehr fair reagiert. Aber – die Würfel sind gefallen!

ÖSTERREICH: Bedauern Sie die Entscheidung auch?
LINDNER:
Ich hatte mit Frank sehr gute Gespräche geführt. Ich habe erkannt, dass er als Neo-Politiker eine echte Mission für dieses Land hat.

ÖSTERREICH: Dennoch sagten Sie ihm Donnerstag ab.
LINDNER: In der betreffenden Aussage von Herrn Lugar, die in keiner Weise mit mir abgesprochen war, hat sich gezeigt, dass sich die Erwartungen zumindest eines Teils des Team Stronach mit meinen Intentionen nicht decken. Niemals würde ich Insider-Wissen über ORF oder Raiffeisen woanders verwerten. Wobei ich überzeugt bin, dass die Aussagen von Lugar nicht im Sinn von Stronach sind.

ÖSTERREICH: Insider vom Team Stronach sagen, Sie hätten sich über unmenschlichen Druck der ÖVP beklagt?
LINDNER: Das ist reine Fantasie. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich zur Löwin werde, wenn jemand auf mich Druck ausüben will. Es hat nie Druck gegeben – und ich hätte dem nie nachgegeben. Das ist Fantasie.

ÖSTERREICH: Lugar sagt, sie hätte mit ihm nach der Pressekonferenz mit den Aussagen noch amikal gesprochen?
LINDNER: Ja, aber nur weil ich nicht wusste, was er da verzapft hat. Sobald ich gehört habe, was er in der Pressekonferenz über mich gesagt hat, waren die Würfel gefallen. Das war eine Frage der Ehre – als Verräterin bin ich nicht zu haben!

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