Sparmilliarden

Sparpaket kostet jeden von uns 410 Euro

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Dienstag fixierte der Ministerrat den Sparkurs bis 2014: Klar ist, dass es praktisch keine Gewinner, aber sehr viele Verlierer der Sanierung gibt.

VP-Außenminister Michael Spindelegger bringt die Stimmung unter den Regierungsmitgliedern auf den Punkt: „Österreich ist ein reiches Land, aber ein armer Staat.“ Der Hintergrund der süffisanten Feststellung des obersten Diplomaten: Sein Außenministerium muss so viel Geld einsparen, dass Spindelegger sogar Botschaften schließen muss.

Entspannt lächelte dazu beim Ministerrat am Dienstag nur einer: Finanzminister Josef Pröll, der tags zuvor in Einzelgesprächen allen Ministern knallharte Sparvorgaben von insgesamt 1,7 Milliarden Euro auf den Tisch knallte: „Es war der bemerkenswerteste Tag meines Politikerlebens. Danke hat keiner der Minister gesagt.“ Eines der umfassendsten Sparpakete der 2. Republik wird damit schlagend: Ab 2011 werden 1,7 Milliarden Euro gespart und gleichzeitig die Steuern um denselben Betrag erhöht – das bedeutet: Jeder Österreicher vom Kleinkind bis zum Greis zahlt für die Sanierung 410 Euro.

Beamte, Pensionisten und Militärs zahlen voll drauf
Mit wenigen Ausnahmen, etwa bei Bildung, Unis und Polizei, zahlen alle Ministerien drauf – besonders Lehrer und Beamte: Ihnen drohen Nulllohnrunden, neues Dienstrecht, mehr Arbeitszeit und weniger Überstundenvergütungen.

„Einige Ministerien müssen so viel sparen, dass sie ihre gesetzlichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können“, gibt Pröll zu. Vor allem Heer, Außenamt oder etwa auch die Landwirtschaft sind betroffen. Den „Opfern“ will Pröll helfen: „Wenn Gesetze geändert werden müssen, wird das zum Anliegen der ganzen Regierung. Keiner bleibt allein im Regen stehen.“

Aus für die Hacklerrente mit 2013 unvermeidbar
Trotzdem wird es einige Gruppen besonders hart treffen: So muss Sozialminister Rudolf Hundstorfer im Bereich Sozialversicherungen und Pensionen bis 2014 über eine Milliarde Euro einsparen (Tabelle rechts) – womit etwa das Ende der Hacklerpension fix scheint. Zudem wird es wohl Umschichtungen von Geld- zu Sachleistungen bei der Pflegeversicherung geben – und Hundstorfer wird gezwungen sein, „kreativ alle Bereiche des Sozialsystems zu durchforsten“.

Das Tauziehen um die geplanten 1,7 Milliarden Euro Steuererhöhungen ist hinter den Kulissen schon in der entscheidenden Phase: Kanzler Werner Faymann besteht auf einer Bankenabgabe mit einem Volumen von 500 Millionen Euro, das auch durch Tricks, etwa bei den Kreditgebühren, nicht unterschritten werden dürfe. Dazu will der SP-Chef, dass Stiftungen um 300 bis 500 Millionen Euro mehr Steuern zahlen und Topverdiener ab 500.000 Euro Jahresgage etwa 30 Millionen mehr beitragen. Damit will der Kanzler klare Signale an die „Verursacher der Krise“ aussenden.
Was Pröll will. VP-Chef Josef Pröll wird sich mit einer geplanten Mehrwertsteuer-Erhöhung kaum durchsetzen – dafür dürfte die Mineralölsteuer um 10 bis 20 Cent pro Liter angehoben werden. Zusätzlich will er Beamten die Steuervorteile bei Überstunden streichen.

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