Duell der EU-Gegner

Strache greift jetzt Stronach an

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"Mit Geld kann man nicht alles kaufen": FPÖ-Chef sieht Industriellen nicht als Konkurrenz.

Er ist gerade erst vom Urlaub zurück – doch der Erholungsfaktor könnte für FP-Chef Strache rasch verfliegen. Mitten im Sommer gerät seine Partei schwer unter Duck: die Umfrage-Werte sinken dramatisch:

Nur noch 21 Prozent:
In der aktuellen ÖSTERREICH-Gallup-Umfrage liegt die Strache-Partei nur noch bei 21 % – zu Jahresbeginn hatte sich Strache mit der SPÖ um Platz 1 gematcht.

Entwicklung: So stürzte die FPÖ ab

Entwicklung
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FP-Absturz begann mit Straches „Judensager“ (Februar), dann kam die Graf-Affäre (Mai) und Scheuch-Urteil (Juli).

Hauptgrund: schlechter Korruptionswert
Der Hauptgrund ist ganz einfach: Die Kärntner Skandale schaden vor allem der FPÖ. Für 69 % der Österreicher steht die FPÖ in der Nähe von Korruption – dahinter folgen BZÖ und ÖVP (Grafik unten). Doch der Sinkflug hatte schon früher begonnen: Im Jänner ließ Srache mit einem Judensager aufhorchen („Wir sind die neuen Juden“). Im Mai flog dann die Stiftungsaffäre rund um dem 3. Nationalratspräsidenten Martin Graf auf. Und im Juli dann die (nicht rechtskräftige) Verurteilung von Uwe Scheuch.

Korruption: FPÖ unter Druck

Korruption
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Schreckliches Bild: Österreicher halten FPÖ für korrupteste Partei, dann BZÖ und ÖVP.

Jetzt Abwehr-Kampf 
gegen Frank Stronach
Was ebenfalls ins Gewicht fällt: Mit der neuen Partei des Industriellen Frank Stronach bekommt Strache eine mächtige Konkurrenz in seinem wichtigsten Wähler-Segment: unter den EU-Kritikern. Stronach wettert noch heftiger gegen den Euro-Rettungsschirm als des Strache tut – auch den Populismus-Test besteht der Industrielle locker. Und er hat Geld ohne Ende.

Sonntagsfrage: 
FPÖ nur noch 
bei 21 %, Stronach bei 6 %

Sonntagsfrage
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Vor allem die Affären von Stracehs Schwesterpartei Kärntner FPK setzen ihm zu – dazu kommt auch die Konkurrenz im Anti-EU-Lager: Stronachs Partei käme auf immerhin 6 %.

Im Interview mit ÖSTERREICH eröffnet Strache deshalb den Abwehrkamf gegen den Milliardär: Stronach könne noch so viel Geld in den Wahlkampf pumpen – es werde nichts nutzen: „Mit Geld kann man nicht alles kaufen.“
 

Interview: "Stronach will sich Politiker kaufen"

HC Strache  / Schröder / Interview
© TZ ÖSTERREICH/Bruna

(c) TZ ÖSTERREICH/Bruna

ÖSTERREICH: Sie haben gesagt Jörg Haider, habe versucht Sie zu kaufen. War Haider also korrupt?
H.C. Strache: Nein, er hat sich einfangen lassen. Er wollte das rot-schwarze System überwinden – und ist am Ende selbst überwunden worden. Er hatte mir einen Staatssekretär angeboten. Das ist keine rechtliche Frage.

ÖSTERREICH: Und Schüssel? Sie sagen, er bot Ihnen 2006 die Koalition an. VP & FP hatten keine Mehrheit.
Strache: Zusammen mit dem BZÖ hätte es gereicht, das war sein Masterplan. Er hat mit seiner präpotenten und arroganten Art gesagt: „Herr Strache, jetzt ist es Zeit für eine Koalition. Sie können Vizekanzler werden, fünf Minister stellen und über Inhalte reden wir nicht.“ Aber das spielt‘s bei einem Herrn Strache nicht.

ÖSTERREICH: Warum Sind Sie gegen Kärntner Neuwahlen? Fast gegen die gesamte Landesregierung wird ermittelt.
Strache: Es gibt eine nicht rechtskräftige Verurteilung gegen Uwe Scheuch – er hat Konsequenzen gezogen – und Ermittlungen gegen drei freiheitliche Landesregierungsmitglieder. Es gibt aber auch Ermittlungen gegen vier SPÖ-Bundesregierungsmitglieder, darunter den Kanzler. Da will keiner Neuwahlen. Das ist doch eine Doppelmoral!

ÖSTERREICH: Scheuen Sie die Neuwahlen, weil Ihre Schwesterpartei verlieren würde?
Strache: Nein, zuerst sind Hausaufgaben zu machen – dann zu wählen. Gerhard Dörfler wird als Landesvater seine Bestätigung finden.

ÖSTERREICH: Sind Sie für Neuwahlen im Bund?
Strache: Wir haben schon einen Antrag gestellt. Doch das scheut die rot-schwarz-grüne Dreierbande: Sie haben Angst vor dem Volk, weil sie wissen, dass die nächste Nationalratswahl eine Volksabstimmung über den Euro-Rettungsschirm ESM wird. Deshalb wollen wir ja 33,4 Prozent der Wählerstimmen als Sperre, gegen dieses ESM-Diktat.

ÖSTERREICH: Derzeit haben sie aber nur 21 Prozent. Haben Sie mit Frank Stronach Konkurrenz im Kampf gegen EU und ESM bekommen?
Strache: Umfragen hab ich noch nie ernst genommen.

ÖSTERREICH: Und Stronach? Wie hoch schätzen Sie ihn ein?
Strache: Gar nicht. Ich glaube, dass der Herr Stronach Geld hineinpumpen kann was er will – das hat er ja auch schon bei einem Fußballverein getan. Mit Geld kann man nicht alles kaufen, man kann – wie Herr Stronach – den einen oder anderen Politiker kaufen. Er hat doch nur geschäftliche Interessen. Und die Leute wissen: Ich bin nicht käuflich.

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