Fusion perfekt

Strache sprengt das BZÖ

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Dem FPÖ-Chef gelingt die Fusion mit dem Kärntner BZÖ.

Heinz-Christian Strache ist am Mittwoch wohl der größte Coup seiner Karriere geglückt. Viereinhalb Jahre nach der Abspaltung des BZÖ kehrt die mit Abstand stärkste Landesgruppe des Bündnisses, jene aus Kärnten, in den freiheitlichen Schoß zurück. Damit ist das BZÖ massiv geschwächt, das freiheitliche Lager fast geeint.

Werben um das BZÖ seit Haiders Tod
Strache arbeitete unterstützt von Generalsekretär Herbert Kickl schon lange an diesem Modell. Schon nach dem Tod von Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider warf er erstmals die Angel nach den Kärntner Orangen aus, damals war es noch zu früh. Jedoch fand er alsbald im mächtigen Kärntner Bündnis-Obmann Uwe Scheuch einen kongenialen Partner, der sich im Rahmen der Fusionsgespräche eine Autonomie für seine Landesgruppe sicherte. Der Rest des BZÖ - allen voran alte Feinde wie Peter Westenthaler oder Ewald Stadler - waren von der Bundes-FPÖ ohnehin nie erwünscht.

Dass man überhaupt wieder auf die Kärntner zurückgreift, hat praktische Gründe. Denn das BZÖ stellt in Kärnten immerhin den Landeshauptmann, während die FPÖ heuer sogar am Einzug in den Landtag scheiterte. Und auch bei der letzten Nationalratswahl nahm das Bündnis damals noch unter Jörg Haider den Freiheitlichen wichtige Stimmen weg.

Düstere Prognosen
Als Strache an die Spitze der Partei kletterte, sah es noch gar nichts danach aus, als könnte er seinem Ruf als freiheitlichem Hoffnungsträger gerecht werden. Eben hatte sich die Ministerriege gemeinsam mit der Kärntner Landesgruppe und dem größten Teil des Parlamentsklubs ins BZÖ abgesetzt, schon musste er das blaue Steuer übernehmen. Die Prognosen waren düster.

Doch Strache konnte unterstützt von seinen Generalsekretären Herbert Kickl und Harald Vilimsky die Partei wieder ordnen. Bei seinem ersten Antritt als Spitzenkandidat in Wien holte er 2005 fast 15 Prozent, was zwar Verluste bedeutete - aber lange nicht so hohe wie erwartet. 2006 bei der Nationalratswahl reichte es immerhin zu elf Prozent, ehe die Freiheitlichen dank Neuwahl im Vorjahr 17,5 Prozent und damit wieder Rang drei in der Wählergunst eroberten. Damit gewann er auch das einzige direkte Duell mit seinem früheren Vorbild Jörg Haider. In Umfrage liegt die FPÖ längst wieder über 20 Prozent.

Foto-Affäre
Das erstaunliche an Straches Aufstieg ist, dass er durchaus Tiefen zu überwinden hatte. Da waren etwa Fotos des FPÖ-Chefs aus seiner Jugend, die ihn bei "Waldspielen" zeigten. Strache spricht bis heute von Paintball-Spielen und Jugendsünden, an Wehrsportübungen habe er nie teilgenommen. Strache gab freilich im Zuge der Affäre Kontakte zur neonazistischen Jugendorganisation "Wiking Jugend", die 1994 in Deutschland verboten wurde, zu. Neonazi will Strache aber nie gewesen sein.

Rustikale Zweikämpfe sind dem blauen Frontmann, Mitglied der deutschnationalen schlagenden Burschenschaft Vandalia, freilich nicht fremd. Er hat schon zweimal mit der Forderung nach Satisfaktion - einmal von einem Salzburger Arzt und ein anderes Mal von einem 17-jährigen oberösterreichischen Burschenschafter - für Spott gesorgt.

Anti-Ausländer-Kurs
Zuletzt eckte Strache, der einen strammen Anti-Ausländer-Kurs fährt, an, als er mit dem Kreuz in der Hand gegen ein islamisches Gebetszentrum in Wien zu Felde zog. Das war auch der katholischen Kirche zu viel, die öffentlich Kritik übte. Ebenfalls auf kirchlichen Widerstand stießen Slogans wie "Daham statt Islam" oder "Heimatflug statt Asylbetrug".

Geboren wurde der zweifache Vater Strache am 12. Juni 1969 in Wien. Nach Abschluss seiner Zahntechniker-Lehre wurde er 1991 mit nur 21 Jahren Bezirksrat. Von seiner aus der Gastronomen-Familie Plachutta stammenden Frau Daniela ist er geschieden, kürzlich endete auch die Beziehung zu Freundin Andrea.

Damit kann Strache wieder als fescher Single in den Discos punkten. Schon in den letzten Wahlkämpfen war ihm der Kontakt zur Jugend nicht fremd. Autogramme gab es auf Wunsch sogar auf Dekolletes. Bei den Jungwählern punktete Strache mit diesen Auftritten aber offenbar ebenso wie mit seinen Comics, die ihn als HC-Man durch die Welt fliegen lassen. Seine große Schlacht findet im kommenden Jahr statt. 2010 will Strache Bürgermeister von Wien werden. Das wird schwierig, aber Sorgen wird er der SPÖ wohl einige bereiten, umso mehr als die Heimkehr der Kärntner sein Macher-Image wohl weiter aufpoliert.

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