Mehr Tote auf den Straßen

Verkehrsexperte fordert härtere Strafen

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Gegen "Hardcore-Nichtangurter" und "Tempo-30"-Raser.

Die Zahl der Verkehrstoten in Wien steigt wieder an. 2014 starben bisher zehn Menschen bei Unfällen, im Vergleichszeitraum 2013 waren es "nur" sechs. Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) sah am Freitag einen "besorgniserregenden Trend" und nannte Alkohol, Handy am Steuer und erhöhte Geschwindigkeit als Hauptprobleme. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit will hier mehr Strafmöglichkeiten.

Österreichweit war die Zahl der Verkehrstoten zuletzt rückläufig und fiel 2013 auf ein Rekordtief von 453 Opfern. Auch Wien zählte 2010 noch 29 Todesfälle, im Vorjahr waren es nur mehr 17. Heuer jedoch steigen die letalen Unfälle in fast allen Bundesländern wieder an, bis Montag starben insgesamt 161 Menschen auf Österreichs Straßen. "Handeln ist dringend geboten", so Vassilakou in einer Pressekonferenz. Die jüngste Trendumkehr in der Bundeshauptstadt sei insofern problematisch, als die traditionell unfallreichsten Monate Juni, Juli und August noch bevorstünden.

Maria Vassilakou
Als Hauptprobleme im Straßenverkehr nannte die Ressortchefin alkoholisierte Lenker, Ablenkung durch Handytelefonieren und überhöhte Geschwindigkeit. Diese drei Punkte seien für zwei Drittel aller Unfälle verantwortlich. "Auch die bisherigen zehn Unfälle mit tödlichem Ausgang in Wien wären vermeidbar gewesen", versicherte sie. Sie forderte eine bundesweite Bewusstseinskampagne.

Othmar Thann, Geschäftsführer des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), wünschte sich hingegen konkrete Gesetzesänderungen, um Verstöße leichter ahnden zu können. "74 Prozent fahren in Tempo-30-Zonen merklich schneller als 30 km/h" und kämen trotzdem ungeschoren davon, verwies der KFV-Chef auf entsprechende behördliche Toleranzgrenzen. Diese müssten deutlich gesenkt werden. Denn gerade gedrosseltes Tempo sei wesentlich bei der Reduktion von Kollisionen mit Todesfolge.

Gegen "Hardcore-Nichtangurter"
Thann wünscht sich außerdem eine bessere Handhabe gegen "Hardcore-Nichtangurter". Derzeit darf die Polizei nämlich nur dann strafen, wenn der Lenker angehalten wird und der Gurt immer noch nicht umgelegt wurde. Es müsse erlaubt sein, Gurtsünder auch dann zu belangen, wenn etwa Videobeweise bei automatischen Abstandsmessungen vorlägen. Bundesweit könnten durch die lückenlose Einhaltung der Gurtenpflicht 80 bis 90 Todesfälle pro Jahr vermieden werden.

Die Exekutive will sich indes die Handytelefonierer bewusster vorknöpfen. "Im Sommer werden wir hier verstärkt Präsenz zeigen", kündigte Josef Binder, stellvertretender Leiter der Landesverkehrsabteilung bei der Wiener Polizei, an. "Handylenker fahren zum Teil wie Alkoholisierte", betonte er. Im Vorjahr erwischte die Polizei gut 30.000 Autofahrer, die ohne Freisprecheinrichtung telefonierten. Binder ließ zudem durchklingen, dass sich "manche Stimmen in der Exekutive" wünschten, nach Unfällen auf Handydaten zugreifen zu können, um zu eruieren, ob unmittelbar davor telefoniert worden ist.

Alkohol am Steuer
In Sachen Alkohol am Steuer sinke die Anzahl der Anzeigen. Hier habe man mit den Alkovortests eine "Wunderwaffe". Allein im Vorjahr überprüfte die Wiener Polizei auf diese Weise knapp 500.000 Autofahrer auf ihren Promillegehalt. Vassilakou ergänzte, dass die Stadt in den vergangenen Jahren bereits einige Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit gesetzt habe. So gebe es inzwischen in so gut wie allen Wohngebieten Tempo 30. Außerdem würden ständig Gehsteige verbreitert oder Straßenquerungen optimiert.
 

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