ÖSTERREICH-Interview

Vranitzky: "Rot-Grün ist sinnvoll"

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Der Ex-Kanzler verteilt Vorschusslorbeeren für die Linksregierung.

Jetzt wirft sich sogar Ex-Kanzler Franz Vranitzky im Interview für die neue rot-grüne Koalition in Wien in die Bresche.

SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl traut sich: Spätestens bis 3. November will er die rot-grüne Koalition unter Dach und Fach haben. Für Österreich wäre das eine Premiere, überall sonst in Europa regieren linke Bündnisse bereits, von Amsterdam, Paris bis München. Kein Wunder, dass selbst SPÖ-Granden wie Alt-Kanzler Franz Vranitzky voll des Lobes für Rot-Grün sind.

ÖSTERREICH: Die FPÖ warnt vor zu viel "Multikulti", wenn es zu Rot-Grün kommt. Zu Recht?
Franz Vranitzky: Ich halte den Ausdruck „Multikulti“ für einen Kampfbegriff der Rechten, genauso wie "Gutmensch".

ÖSTERREICH:
Stichwort Verkehr: Droht ein Abkassieren bei den Autofahrern? Und sollen die Öffis gratis sein?
Vranitzky: Der Individualverkehr wird in ganz Europa zum Wohl von Gesundheit und des Umweltschutzes eingedämmt. Das heißt, den Individualverkehr auf das Notwendigste zu beschränken und den öffentlichen Verkehr zu stärken. Aber gratis sollten die Öffis nicht sein. Was gratis ist, ist nichts wert.

ÖSTERREICH: Die Grünen wollen, dass Wien die Mindestsicherung aufstockt …
Vranitzky: Anzustreben ist eine expansive Wirtschaftspolitik mit guter Beschäftigung, guten Einkommen und, daraus resultierend, einem guten Steueraufkommen und nicht ein Füllhorn öffentlicher Gratisleistungen.

ÖSTERREICH: Was bedeutet Rot-Grün auf Bundesebene?
Vranitzky: Noch gar nichts, Nationalratswahlen sind erst in zwei Jahren. Hier schon Schlüsse zu ziehen, hat keinen Sinn.

ÖSTERREICH: Treibt Rot-Grün noch mehr Protestwähler zur FPÖ?
Vranitzky: Nein. Wenn die Regierungspolitik überzeugend ist, werden nur wenige in die Arme des Herrn Strache getrieben.

ÖSTERREICH: Ihr Fazit?
Vranitzky: Rot-Grün ist sinnvoll, interessant. Alexander Van der Bellen ist ein sicherer Pol für zukunftsfähige, nachhaltige Politik. Bei all den Vorschusslorbeeren sollte man sich aber bewusst sein, dass nach der Wahl vor der Wahl ist.

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