Aufstieg

Werner Failmann: Kult um falschen Kanzler

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ÖSTERREICH-Interview: Jetzt spricht Faymanns "Double".

Er schaffte innerhalb weniger Tage einen kometenhaften Aufstieg, um den ihn so mancher „echte“ Politiker wohl beneidet: Am 19. Oktober ging „Werner Failmann“ auf Twitter und Facebook online. Inzwischen hat es der Spaßvogel zum Kult-Star im Web gebracht.

Der anonyme Schreiber spottet über den Regierungschef, gibt sich manchmal als Kanzler selbst aus („ich bin glücklich verheiratet mit Martina“ – Faymanns Ehefrau), verschickt sogar Presse-Aussendungen (über einen Strohmann).

Mit der Persiflage schafft es „Failmann“ innerhalb kürzester Zeit auf mehrere Tausend Fans in den sozialen Netzwerken. Gut für die Promotion war, dass diese Woche auch der „echte“ Werner Faymann online ging. Seit dem Nationalfeiertag ist der SP-Chef nun auf Facebook, YouTube und Twitter vertreten. Seit ÖSTERREICH berichtete, dass der Kanzler aber nicht selbst twittern will (ein Team von neun Leuten macht das für ihn), zieht ihn „Failmann“ erneut durch den Kakao.

Mehr noch: Der Comedy-Faymann schaffte es sogar in den Ministerrat. Ein sichtlich genervter SP-Kanzler beantwortete Dienstag Reporterfragen nach seinem Double: „Nein, ich kenne ihn nicht.“

Interview
Dafür hat sich mittlerweile auf Twitter sogar eine „CSI Failmann“ gebildet. Dort suchen – freilich mehr scherzhaft – prominente Politologen, Journalisten und Social-Media-Experten den Erfinder von „Failmann“.

ÖSTERREICH bat den Kultstar – via E-Mail – zum Interview. Fazit: Politik kann manchmal auch heiter sein.
 

Interview: »Bin auserwählt, die ganze Welt zu retten«

ÖSTERREICH: Sie sind als falscher Kanzler innerhalb kürzester Zeit zum Star mutiert. Wie erklären Sie sich das selbst?
WERNER FAILMANN: Die Laura (Rudas, Anm.) sagt, es sei der Beweis dafür, dass unsere Politik die Herzen der Menschen erreicht und nicht ihre Hirne. Die Popularität verdanken wir unserem Doppelgänger, den die Menschen unheimlich lieben und ernst nehmen. Erwartet haben wir das in dieser Form nicht, aber in diesem Land ist vieles möglich. Schauen Sie sich nur die Politik in Österreich an. Alles geht.

ÖSTERREICH: Warum sind Sie als „Failmann“ online gegangen?
FAILMANN: Wir wollen einfach die Menschen erreichen über dieses Facebook und Twitter. Die Menschen brauchen Antworten auf essenzielle Fragen des Lebens: Warum scheint in der Nacht keine Sonne?

ÖSTERREICH: Geht es Ihnen explizit um Faymann?
FAILMANN: Kein anderer Politiker in diesem Land ist würdig, persifliert zu werden. Wir geben der Parodie Faymann ja nur einen anderen Namen. Den Rest macht er selbst.

ÖSTERREICH: Wie finden Sie seine Social-Media-Performance?
FAILMANN: Was man alles aus 180.000 € machen kann, ist erstaunlich. Eine App, die auf ­einem Server in Belize liegt. Eine Facebook-Seite, auf der Menschen nicht posten dürfen. Wir finden es komisch, dass die Menschen behaupten, er würde Steuergeld für Parteipropaganda missbrauchen. Seine Social-Media-Performance ist von der Qualität her seiner Politik sehr ähnlich.

ÖSTERREICH: Sind Sie eine Person? Oder steckt hinter „Failmann“ eine Gruppe?
FAILMANN: In erster Linie bin ich Mensch. So wie alle anderen auch. Nur mit dem Unterschied, dass ich von der Vorsehung auserwählt wurde, die Welt und den Euro zu retten. Das ist keine leichte Aufgabe, aber Sie und viele Journalisten helfen mir dabei. Auch wenn das nicht gerade billig ist.

ÖSTERREICH: Planen Sie noch weitere Aktivitäten?
FAILMANN: Jetzt muss ich mal die Banken dazu zwingen, die Steuermilliarden der Menschen auch anzunehmen. Das ist harte Arbeit.

ÖSTERREICH: Werden Sie sich outen?
FAILMANN: Ich bin glücklich verheiratet mit Martina. Also eher kein Outing. Vielleicht wird sich derjenige outen, der meine Stimme im Kopf hört und zu Papier bringt.

ÖSTERREICH: Der Kanzler erklärte beim Ministerrat, dass er Sie nicht kenne. Enttäuscht?
FAILMANN: Wer? Sie meinen Faymann? Wer den Gesichtsausdruck gesehen hat, als er gefragt wurde, weiß, dass er den Failmann nur zu gut kennt. Also, was das Lügen betrifft, ist er zwar routiniert, muss aber noch an sich arbeiten. Und selbst wenn er Failmann nicht kennt: Dann ist er halt der Einzige auf Facebook und Twitter, der mich nicht kennt. Spricht nur für die Authentizität seiner Web-Aktivitäten.

ÖSTERREICH: Wären Sie tatsächlich Kanzler, was wären Ihre drei wichtigsten Anliegen?
FAILMANN: Österreich retten, Heute stabilisieren, Krone behalten.


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