Wrabetz bestätigt

"Wir haben 100 Millionen Minus"

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Der Generaldirektor des ORF im Interview über Finanzkrise, Programm und Zukunft.

ÖSTERREICH: Wie hoch ist das Minus wirklich, dass der ORF heuer erwirtschaftet?

Alexander WRABETZ: Wir haben dem Finanzausschuss als Vorschau ein Minus-Ergebnis von genau 100 Millionen Euro berichtet. Die setzen sich zusammen aus 30 Millionen, die genau so geplant waren für Sonderausgaben wie EURO und Olympische Spiele. Dazu kommen knapp 30 Millionen an weniger Werbeeinnahmen durch die Wirtschaftskrise und 40 Millionen, die wir verlieren, weil uns heuer durch die Krise die Finanzerträge, die wir sonst in dieser Höhe haben, wegfallen – das war ein wesentlicher Faktor der Finanzierung dieses Unternehmens.

ÖSTERREICH: Da haben Sie Geld an Börsen verloren?

WRABETZ: Wir sind bewusst konservativ veranlagt – 80% sind Anleihen, 20% sind Aktien. Aber da sind wir Opfer der Finanzkrise, wie alle anderen auch – es fehlen heuer die Erträge.

ÖSTERREICH: Wie hoch wird das Minus 2009 werden?

WRABETZ: Wir haben in unserem Finanzplan für 2009 ein Minus von 30 Millionen veranschlagt – das sind primär fehlende Werbeerlöse aufgrund der Wirtschaftskrise, wir befinden uns in einer Rezession. Der Rückgang unserer TV-Werbeerlöse ist im 4. Quartal signifikant und wird sicher 2009 in dieser Form anhalten.

ÖSTERREICH: Wann geht dem ORF das Geld aus?

WRABETZ: Wir haben derzeit veranlagte Mittel von 100 Millionen und 200 Millionen Eigenkapital. Wir haben keine Schulden und eine Bilanzstruktur, um die uns viele beneiden. Der Rechnungshof hat mich heftig kritisiert, dass wir so hohe Reserven haben – jetzt sieht man, das war klug. Aber wir haben bewusst dem nächsten Finanzplan ein Sparkonzept zugrunde gelegt, das unser Unternehmen für die Zukunft sichert.

ÖSTERREICH: Wo wird gespart?

WRABETZ: Wir bauen 250 von 3.500 Angestellten ab – vor allem durch natürlichen Abgang. Wir machen unsere Verträge und Dienstrechte sparsamer, wir treffen eine Reihe von Strukturmaßnahmen – lagern unser Orchester aus, überlegen die Übersiedlung unseres Standortes, weil eine Sanierung des Küniglberges zu teuer wäre.

ÖSTERREICH: Sparen Sie beim Programm?

WRABETZ: Sicher in Randbereichen – am Nachmittag, am Sonntag, etwa bei der Wochenschau. Man kann den Ausstieg aus der Champions League überlegen, weil die Rechte zu teuer sind. Aber im Hauptabend wird nicht gespart. Wir haben im Oktober 2,5 Prozent Reichweite zugelegt – die Zuseher sind zufrieden.

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