Aufregung über Aussagen

Wirbel um Ex-Außenministerin Plassnik in der Schweiz

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Österreichische Botschafterin erzürnt Eidgenossen mit offenen Worten über Gastland.

Äußerungen der österreichischen Botschafterin in der Schweiz und Ex-Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) über ihr Gastland sorgen für Aufregung - oe24 berichtete. In der Schweiz reagierten mehrere Medien in den vergangenen Tagen empört auf ein bereits vor  vor Wochen geführtes Interview der Diplomatin. Das Außenministerium in Wien wollte die Äußerungen am Montag nicht kommentieren.

Am schärfsten reagierte die "Basler Zeitung" und schrieb von einer "verwirrten Diplomatin", die "erstaunlich frech" über ihr Gastland spreche. "Aus heiterem Himmel staucht die österreichische Botschafterin in Bern die Schweiz zusammen", kritisiert die Zeitung, die vergangene Woche auf das bereits im Juni geführte Interview aufmerksam wurde. Das Interview wurde in dem Beitrag frei zusammengefasst und überspitzt wiedergegeben: "Mühsame Isolationisten sind wir Schweizer. Kurzsichtig und konservativ", heißt es da etwa oder "Ihr gehen der schweizerische 'Alleingang' und die notorische 'Nein-Sagerei' auf den Senkel". Diese Worte sind in dem Interview allerdings nicht gefallen, wurden aber in österreichischen Medien als angebliche Zitate Plassniks übernommen.

"Sonderfall nervt gelegentlich"

In dem Interview mit dem Think-tank Avenir Suisse äußerte sich die ehemalige Außenministerin (ÖVP) erstaunlich offen und kritisierte unter anderem, dass die Schweizer so viel Wert auf ihre Einzigartigkeit legen würden. "Der ständige Verweis auf den Sonderfall nervt gelegentlich schon. Einzigartigkeit ist kein Schweizer Monopol", sagte die Botschafterin in dem im Juli veröffentlichten Interview. An einer anderen Stelle bemängelt Plassnik das fehlende Interesse der Schweiz an den anderen Europäern, wenn es nicht um wirtschaftliche Vorteile für das eigene Land gehe. "Die Schweiz hat den Sonderfall zum Dogma erhoben, niemand ist in ihren Augen so friedlich, so demokratisch, so föderal wie die Schweiz."

Für Unmut bei den Schweizer Medien sorgte auch die Aussage Plassniks: "In der Öffentlichkeit hat sich eine nationalkonservative Grundstimmung auch in der Medienlandschaft stärker ausgebreitet, Stichworte 'Weltwoche' und 'Basler Zeitung'. Die Schweiz ist ein weltoffenes Land, aber die EU wird immer mehr zum Sündenbock für alles und jedes."
 
Die "Weltwoche" fragte daher etwa: "Welcher Teufel ritt die Frau, dermaßen gegen ihr Gastland auszuteilen?" Kritik an den Äußerungen der österreichischen Botschafterin aber kam auch von der linksliberale "Tages-Anzeiger". Die Botschafterin spreche "erstaunlich keck über ihr Gastland", schreibt die Zeitung. Die Aussagen bezeichnete sie als "undiplomatisch und scharfzüngig". Offizielle Reaktion der Schweiz auf die Äußerungen Plassniks gab es keine.
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