Banken sollen Löhne mit Krediten vorfinanzieren

Wirbel und Chaos um Härtefonds

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Nach Ansturm auf Härtefonds und Bankgarantien bessert Regierung die Corona-Hilfe nach.

Wien. Der Ansturm auf die Corona-Hilfe ist enorm – alleine Freitagabend gab es beim Härtefonds für Kleinunternehmen mehr als 35.000 Anträge auf Soforthilfe, 80 % konnten bearbeitet werden. Aber: Nicht alle Betroffenen sind zufrieden. Im Netz hagelt es Kritik. Die Regierung kündigte nun an, weiter nachzubessern.

  • Baustelle 1: Härtefonds. So will Vizekanzler Werner Kogler den Kreis der Bezugsberechtigten mit 1. Mrd. € Härtefallfonds für EPU und Familienbetriebe (bis zu 9 Angestellte) ausweiten. „Auch Mehrfachversicherte und jene mit höheren Einkommen sollen zum Zug kommen“, so Kogler. Der Fonds zahlt zuerst bis zu 1.000 Euro sofort aus, insgesamt soll es pro Unternehmen bis zu 6.000 € geben. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck wolle die Mittel notfalls aufstocken.
  • Baustelle 2: Kreditgarantien. Viele Unternehmen beklagen, dass sie die Löhne trotz Kurzarbeit (s. auch Kasten) vorfinanzieren müssen – Finanzminister Blümel schickt sie jetzt zur Hausbank: Die seien bereit,  „unkomplizierte Überbrückungskredite zu gewähren“, sagt Robert Zadrazil vom Fachverband Banken: Sobald ein Unternehmen vom AMS die Zusage für Kurzarbeitsgeld habe, könne es sich damit an seine Hausbank wenden und werde „sehr, sehr schnell, und da reden wir in den meisten Fällen von Stunden“, einen Betriebsmittelkredit erhalten.

Das sei laut Blümel auch schon im Gange: In der letzten Woche seien Kredite im Wert von 6,2 Mrd. Euro neu vergeben worden, drei Mal so viel wie üblich. Auch seien 21.500 Kredite gestundet worden, gleich 15 Mal mehr als üblich.

Aufstand der Händler: »Verlieren pro Monat 4,3 Mrd. € Umsatz«

Die Händler fordern jetzt eine Öffnung aller Geschäfte zumindest in der Karwoche.

Wien. Alarmruf von Auhof-Center-Chef Peter Schaider: Gestützt auf eine Studie der „Standort + Markt Beratungsgesellschaft“ errechnete er Mil­liarden-Verluste beim Umsatz – die Lage des „Non-Food“-Handels (alle Produkte außer Lebensmittel) sei demnach schlicht katastrophal: „Die österreichischen Geschäfte sind prall gefüllt mit bester Ware, die darauf wartet, verkauft zu werden“, so Schaider zu ÖSTERREICH. Doch stattdessen boome der Versandhandel.

Zwei Jahre zurück. Und so ist die Rechnung im Detail: Alleine der stationäre Einzelhandel mit Bekleidung, Schuhen, Elektronik Schmuck usw. verliere durch die Maßnahmen der Regierung 3 Mrd. €  Umsatz im Monat, dazu kommen weitere 1,3 Mrd, bei der Gastronomie und Dienstleistern, Friseuren. Zusammen also 4,3 Mrd. im Monat, so der Shopping-Center-Chef. Handel, Gastronomie plus Zulieferer hätten sogar einen Umsatzeinbruch von 6,5 Mrd. Fazit: Das lasse sich selbst in zwei Jahren (!) nicht aufholen.

Einzige Rettung laut Schaider: „Die beste und schnelle Hilfe wäre, die Geschäfte in der Karwoche oder zumindest die letzten drei Tage dieser Woche (also ab Donnerstag, Anm.) zu öffnen.“

Umsatzverlust: So rechnet der Handel

Einzelhandel: Bekleidung, Möbel, Elektronik usw. 3 Mrd.

Gastronomie 1 Mrd.

Dienstleister wie Friseure, Fitness, Taxi usw. 0,3 Mrd.

GESAMT 4,3 Mrd.

Inklusive Zulieferer 6,5 Mrd.

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