Fahrt nach Nirgendwo

Zogajs haben noch kein Zuhause im Kosovo

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Die Flüchtlingsfamilie kennt ihr Reiseziel noch nicht. Ein Job für die Mutter ist angesichts von 70 % Arbeitslosigkeit eher aussichtslos.

Die Betreuer der Familie Zogaj sind besorgt, was eine Rückkehr in den Kosovo angeht. "Leute, die zurückkommen, werden oft als Menschen zweite Klasse behandelt", so Christian Schörkhuber von der Volkshilfe am Samstag bei der Benefiz-Veranstaltung in Frankenburg (Bezirk Vöcklabruck). Pfarrer Josef Friedl will die Familie aus Sicherheitsgründen "eher in einer Stadt, wo es anonymer ist" unterbringen. "Gerade die Mutter hat große Angst."

"Die Kleinen verstehen das nicht"
"Überall stehen Koffer herum, sie wissen nicht, was sie alles mitnehmen sollen und was nicht", schilderte Schörkhuber die Situation bei den Zogajs. Eine Unterkunft im Kosovo gebe es noch nicht, man sei im Gespräch mit den dortigen Behörden. "Der Mutter geht es sehr schlecht, die Kleinen wissen nicht, warum sie wegmüssen", beschrieb Friedl die Verfassung seiner Schützlinge. Arigona zeige sich nach außen stark, aber sie weine viel.

Noch keine neue Bleibe
Im Kosovo werde er die Familie weiter unterstützen, versprach Friedl. Er hat ein Spendenkonto (Kto.Nr. 2424042, BLZ 34710, Kennwort "Arigona", lautend auf Josef Friedl) eingerichtet. Wo die Zogajs im Kosovo unterkommen, sei noch völlig unklar. Was einen Job angeht, sieht der Pfarrer ebenfalls schwarz - "bei 70 Prozent Arbeitslosigkeit". Die beiden älteren Brüder Arigonas hätten es in zwei Jahren nicht geschafft.

Familie will legal zurück
Die Familie sei "fest entschlossen, auf legalem Weg zurückzukommen", so Schörkhuber. "Die Chancen sind groß, obwohl die Voraussetzungen hoch sind", ist er vorsichtig optimistisch. Für die Aufbringung der nötigen finanziellen Mittel und für eine Unterkunft sei gesorgt, der ehemalige Arbeitgeber von Nurie Zogaj würde sie jederzeit wieder einstellen, wenn sie nach Österreich zurückkäme, berichtete der Volkshilfe-Betreuer. Allerdings: "Würde es nicht um den Namen Zogaj gehen, gäbe es wahrscheinlich weniger Probleme."

"Typisch österreichische Lösung"
Die Grüne Menschenrechtssprecherin Alev Korun, die ebenfalls zum "Fest für Arigona, Albin und Albona" nach Frankenburg gekommen ist, sieht gute Chancen für die Rückkehr der Familie nach Österreich. Ihrer Ansicht nach würden die Kinder die Voraussetzungen für Schülervisa erfüllen und die Mutter könne mit einer Einstellungszusage als Saisonarbeitskraft wiederkommen. Leider sei das keine Dauerlösung, sondern "wieder eine typisch österreichische Lösung". Die Zogajs seien zum Symbol geworden für "Gesetze, die unnötigerweise Leid produzieren".

Grüner Antrag im Parlament
Die Grünen wollen daher kommende Woche einen Antrag im Parlament einbringen, wonach Asylwerber nach fünf Jahren Bleiberecht bekommen, wenn ihr Verfahren unverschuldet so lange gedauert hat oder sie Kinder in Ausbildung haben.

"Hoffe, dass du bald wiederkommst"
"Ich hoffe, dass du bald wiederkommst." Das hat der ehemalige Banknachbar von Albin Zogaj (11) seinem Freund in einem Brief geschrieben, der beim Fest vorgelesen wurde. Laut der organisierenden Kulturinitiative "kulimu" kamen 250 Leute zu der Veranstaltung zugunsten der Familie.

"Stimmung nicht so gut für Zogajs"
Viele Besucher kamen nicht aus Frankenburg, sondern aus der Umgebung. Im Ort sei die Stimmung "nicht so gut für die Zogajs", sagte ein Gast. "Genau deshalb bin ich gekommen, um ein Zeichen zu setzen", bekräftigt ein älterer Gemeindebürger. Zogaj-Betreuer Pfarrer Josef Friedl hingegen, brach eine Lanze für die Bevölkerung: "Ich werde von vielen Frankenburgern unterstützt, aber die sind immer sehr leise."

Prominente blieben fern
Die Zogajs selbst kamen nicht, sondern ließen ausrichten, sie freuen sich über das Fest, würden aber den Rummel nicht verkraften. Ähnlich ging es offenbar einigen Promis: Franzobel hatte der Hitzschlag erwischt und Gerhard Haderer, der eine Karikatur versteigern lassen wollte, habe kurz vor Beginn per SMS mitgeteilt, er sitze im Ausland fest, hieß es. maschek und Kurt Palm unterhielten das Publikum per Zuspielung, Erwin Steinhauer schickte eine Grußadresse.

"Alle wollten mit ihr befreundet sein"
Sozialkritisches von Liedermacher-Legende Sigi Maron gab es live. Auch die Wiener Sängerin Mary Lamaro, das Akustik-Trio "Chords 'n' Coffee", der georgische Pantomime David Chuntschukatschwili und die Coverband "Smart Love Junkies" standen auf der Bühne des "Preunerwirts". Ebenfalls mit dabei waren die frisch gebackenen Showtanz-Weltmeister von der "Expression Dance Company". Tanzschulleiterin Karin Burgstaller erinnert sich noch gut an Arigona, die einst selbst bei ihr trainiert hat: "Alle wollten mit ihr befreundet sein."

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