"Tod geweiht"

ORF-Chefs fordern Aus für "Chili"

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Die ORF-Programmsitzung artete hinter den Kulissen zur Abrechnung mit Heinzls „Chili“ aus. Wer jetzt das Ende der Sendung will.

Langsam könnte einem ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz beinahe leid tun: Die Politik meldet allerlei Personalwünsche in seinem Unternehmen an. Seine Direktoren sind in innigster Feindschaft verbunden. 119 ORF-WM-Karten – ÖSTERREICH berichtete – sind ungenützt verfallen.

Und jetzt wird auch noch seine einstige „Prestige“-Sendung „Chili“ scharf angegriffen – von seinen eigenen Direktoren...

Wolfgang Lorenz: „ORF1 ist dem Tod geweiht“
Gestern tagte am Künigl­berg das ORF-Top-Management: 10 führende Mitarbeiter versammelten sich gemeinsam mit Wrabetz, um die TV-Entwicklungen zu besprechen: Kurz erwähnt wurden natürlich auch die personellen Schwierigkeiten bei Neubesetzungen (Ö1-Chef, etc.), doch dann ging es schnell ans Eingemachte.

ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz – für seine pathetische Ausdrucksweise bekannt – legte so richtig los: „ORF1 ist dem Tod geweiht“, warf er Wrabetz an den Kopf. Und prompt ging es um die erst im Jänner gestartete Society-Sendung „Chili“.

Dominic Heinzl wurde bekanntlich vergangenes Jahr von ORF-Chef Wrabetz von ATV abgeworben und zum „Retter“ des ORF hochstilisiert. Seine tägliche Sendung auf ORF1 um 19.25 kämpft seither mit sinkenden Quoten – auch weil TV-Profis den Sendeplatz (gegen die ZIB) für grundverkehrt halten.

Jetzt platzte Lorenz – er war gegen das Sendeformat – der Kragen. „Chili ist tot, tot, tot“, erklärte er gestern seinen Kollegen.

Grasl will „Einstellung auf diesem Sendeplatz“
Schützenhilfe erhielt Lorenz in der vertraulichen Sitzung vom kaufmännischen ORF-Direktor Richard Grasl. Dieser legte seinen Kollegen – allen voran Alexander Wrabetz – seine finanziellen Kalkulationen bezüglich der Promi-Show vor: Konkret ging es um die erheblichen Kosten von „Chili“ und um die sinkenden Werbeeinnahmen. Grasl erklärte Wrabetz und Co.: „Ich fordere die Einstellung von Chili auf diesem Sendeplatz.“ Auch Wrabetz zeigte sich mit Entwicklung und Sendeplatz unglücklich.

In der Tat liegen die Quoten im Juli dauerhaft unter 100.000 Zusehern.

ORF-Match wird nun zunehmend brutaler
Im Hintergrund geht es jetzt freilich nicht nur um Sendungen, Quoten und Werbeeinnahmen, sondern um die kommende ORF-Generaldirektorenwahl: 2011 will Wrabetz wieder als ORF-Chef antreten. Die letzten Wochen waren nur das Vorspiel zur weit brutaleren Schlacht, die dann ansteht. Ende der Woche will Grasl jedenfalls seinen Prüfbericht zur Causa ORF-WM-Karten vorlegen...

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