Interview

Dominik Nepp: "Die FPÖ legt jetzt pro Woche um ein Prozent zu"

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Trotz des Bruderkrieges im blauen Lager will Dominik Nepp ein „sehr gutes Ergebnis“ abliefern. Die Umfragen sehen die FPÖ bei aktuell elf Prozent.

Wien. Elf Prozent – mit diesem knapp zweistelligen Ergebnis hätte die Wiener FPÖ 19 Prozentpunkte vom Erfolgsergebnis im Jahr 2015 verloren. Im Talk mit dem INSIDER will der aktuelle Parteichef Dominik Nepp (38) nichts von drohenden Niederlagen oder gar einem Rückzug aus der Politik hören. Der Unternehmer ist Vater zweier Töchter und Herrl von einem elf Jahre alten Magyar-Vizsla-Rüden – und er will mit der nach Ibiza-Krimi und Spesenskandal angeschlagenen FPÖ einen Achtungserfolg erkämpfen.

Auf das interessante Thema, dass im Hintergrund bereits geheime Gespräche zwischen den Nepp-Anhängern und den Strache-Fans über eine „Reunion“ des ganzen rechten Lagers nach dem Wahltag laufen, will Dominik Nepp im Interview natürlich kaum eingehen.

Strache soll im offiziellen Wahlkampf ignoriert werden

Bruderkrieg. Die FPÖ will das Team HC Strache jedenfalls offiziell aus ihrem Wahlkampf raushalten: Keine Erwähnung bei den Wahlreden, nur knappe Statements zum Ex-Vizekanzler im Interview. Inoffiziell jedoch, so berichten Journalisten, sollen weitere Veröffentlichungen aus den Ermittlungs­akten zur Spesen-Causa dem Ex-Chef derart schaden, dass er mit seinem Team an einem Einzug in den Gemeinderat doch noch scheitert.

Übrigens: Mit der zum Polit-Comeback überredeten Ursula Stenzel wird die FPÖ auch heuer eine Gedächtnisfeier zum Sieg über die Türken am 12. September 1683 am Kahlenberg abhalten. Allerdings in einem ganz kleinen Rahmen. RS

Interview: Dominik Nepp über die Wien-Wahl und die Corona-Krise: »Anschober hat doch keinen Tau davon, was er tut.«

INSIDER: Herr Vizebürgermeister, wie lief der Wahlkampfauftakt – es war diesmal im 15. Bezirk etwas stiller, als man es von der FPÖ sonst gewöhnt war?

Dominik Nepp: Da waren mehr als 1.000 Personen dabei – coronabedingt mussten die Abstände eingehalten werden. Aber die Stimmung war gut: Wir Freiheitlichen halten zusammen. Und Angriffe von außen haben uns immer nur noch stärker gemacht.

INSIDER: Seit Mai 2019 sind Sie jetzt FPÖ-Landesparteichef – was waren die bisher schwersten Stunden?

Nepp: Sicher alles, was mit der Aufarbeitung der ganzen Ibiza-Sache zu tun hatte, das waren schon starke Tage. Dann bin ich gleich als neuer Landesparteichef auf Bezirks-Tour gegangen, das war wichtig und gut.

INSIDER: 2015 kam die FPÖ auf 30,79 %, konnte 5 Prozentpunkte dazugewinnen, jetzt geben Ihnen die Meinungsforscher 11 Prozent, also nur noch ein Drittel – was ist Ihr Wahlziel?

Nepp: Wir schaffen sicher ein gutes Ergebnis, davon bin ich absolut überzeugt. Bei den Umfragen hatten uns schon einige Umfrageinstitute auf nur noch sechs Prozent. Jetzt sind wir bei 11 Prozent und legen im Wahlkampf pro ­Woche ein Prozent zu.

INSIDER: Die ÖVP will jetzt noch stärker Wähler von der FPÖ abholen, so plakatiert Gernot Blümel Sujets mit Integrations-Sprüchen. Wie sehr schadet der Schmiedl dem Schmied?

Nepp: Ja, die ÖVP … Das ist ja sehr interessant, was Gernot Blümel da so von sich gibt. Die Wiener wissen doch genau, wer für das Asyl-Desaster im Jahr 2015 tatsächlich verantwortlich war. Blümel war 2015 Generalsekretär der ÖVP, hatte also einen Job in der Partei, mit dem er maßgeblich in alle Entscheidungen mit eingebunden war. Entscheidungen, die den Grenzsturm im Jahr 2015 erst ermöglicht haben. Und der neue, jetzt vorliegende Integrationsbericht beweist doch alles schwarz auf weiß: Wir haben massive Probleme mit der Zuwanderung. Blümel ist eine schwarze Mogelpackung.

INSIDER: Gewisse durchaus einflussreiche Mitglieder der FPÖ bedauern die Konkurrenzsituation mit Heinz-Christian Strache sehr – ist für Sie ein Zusammengehen beider Parteien nach dem 11. Oktober denkbar?

Nepp: Die Frage stellt sich nicht. Strache kommt mit seinem THC nicht in den ­Gemeinderat rein.

INSIDER: Wenn aber doch?

Nepp: Die FPÖ ist seit über 60 Jahren ein Partner für die Menschen und wir können das weiterhin garantieren. Nein: Es gibt keine Wiedervereinigung.

INSIDER: Heinz-Christian Strache sagte jetzt in einem Interview: „Ich bin ein zutiefst anständiger Mensch.“ Was sagt Dominik Nepp dazu?

Nepp: Ein zutiefst anständiger Mensch wäre in der Finca auf Ibiza sofort aufgestanden und gegangen.

INSIDER: Das gilt dann auch für Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus?

Nepp: Ja, beide hätten dort ­sofort gehen müssen.

INSIDER: Das Ibiza-Thema geht aktuell ohnehin in der Corona-Krise unter – wie stark wird die aktuelle Pandemie-Situation den Wiener Wahlkampf und das Wahlergebnis beeinflussen?

Nepp: Wir erleben hier eine Politik der Panik und der Angstmache. Natürlich probiert die ÖVP, dass ihr das alles bei der Wien-Wahl hilft. Aber da soll man sich nicht täuschen. Denn egal, wo ich bin, ich werde von den Menschen auf das Integrations-Thema angesprochen, etwa auf die Ausschreitungen bei den Demos in Favoriten. Das Wahlverhalten wird sich vermutlich noch mehr Richtung Briefwahl bewegen. Und da werden wir ganz genau hinschauen, damit es zu keinen Manipulationen kommen kann.

INSIDER: Macht die Wiener Stadtregierung beim Thema Corona alles richtig?

Nepp: Im Gesundheitsbereich sind wir bisher gut durch die Krise durchgekommen. Obwohl man auch hier feststellen muss, dass einiges im Argen liegt: Das Spitälerkonzept wurde noch immer nicht umgesetzt, anfangs mangelte es sogar an Schutzkleidung für das Spitalspersonal.

INSIDER: Und für die Unternehmer der Stadt – Sie sind ja auch ein Geschäftsbesitzer?

Nepp: Ja, das Schwierige wird der Wirtschaftsbereich sein. Unsere Wirtschaft wurde nachhaltig beschädigt, der Lockdown hat zu lange gedauert. Und die Phantom-Milliarden von Finanzminister Blümel kommen nicht bei den Menschen an. Wir werden jetzt noch eine Sozial- und Armutskrise erleben.

INSIDER: Ihre Meinung zur eben gestarteten Corono-Ampel wird vermutlich auch nicht die beste sein …

Nepp: Da fehlte doch jede rechtliche Grundlage, da werden willkürlich Schritte gesetzt. Und zu dieser Maskenpflicht für Schüler sag ich als Vater von schulpflichtigen Kindern: Die Regierung nimmt ihnen so jeden Spaß an der Schule.

INSIDER: Wie spüren Sie in Ihrem Geschäft die Folgen der Maskenpflicht?

Nepp: Die Maskenpflicht bringt klarerweise Umsatzeinbußen, die Kunden weichen auf Online-Anbieter aus. Und auch die Mitarbeiter leiden darunter, dass sie neun Stunden lang eine Maske tragen müssen. Anschober hat doch keinen Tau von dem, was er tut.

INSIDER: Apropos Grüne: Was werfen Sie Ihrem liebsten Feindbild am meisten vor?

Nepp: Klarerweise die Willkommenskultur und die Schikaniererei der Autofahrer, wie etwa mit diesem Gürtel-Pool. Und Bürgermeister Michael Ludwig lässt den ganzen Blödsinn zu. Nix gegen Radfahrer, aber da geht’s doch nur um künstliche Erzeugung von Stau.

INSIDER: Warum wurde Ursula Stenzel (75) wieder aus der Pension zurückgeholt?

Nepp: Die Bevölkerung im 1. Bezirk mag sie. Und Ursula will etwas gegen den Linksruck im Bezirk tun.

INSIDER: Was wäre Ihre Schmerzgrenze bei der Wien-Wahl am 11. Oktober – wann würden Sie Ihren Job als Parteichef abgeben?

Nepp: Ich bin mir sicher, wir Freiheitlichen werden ein sehr gutes Ergebnis erreichen, diese Frage wird sich somit gar nicht stellen.

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