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LH im oe24-Gespräch über Bankenskandal

Doskozil: ''Justiz und Finanzaufsicht haben zu lange zugesehen''

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"Alle haben sich gefragt: Wie macht das der Pucher?", erinnert sich Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im oe24-Gespräch an den Nimbus des Commerzialbank-Chefs. Und er kritisiert die Justiz.

Burgenlands Landeshauptmann ist stinksauer auf sämtliche Beteiligte im Wirtschaftskrimi um die Commerzialbank - ganz besonders auf die Aufsichtsräte: "Manche wissen von Belobigungen und Krediten, die da herumgeschoben worden sind. Seit 2018 hat's dazu schon Gerüchte gegeben." Und auch die Justiz kommt nicht gut weg: "Die Staatsanwaltschaft und die Finanzmarktaufsicht waren schon seit dem Jahr 2015 mit dem Fall befasst. Warum hat die Justiz das Verfahren ohne Ermittlungen eingestellt? Das muss jetzt geklärt werden."

Auch zu den Vorwürfen, dass noch am 14. Juli, also nur wenige Stunden vor Bekanntwerden des Banken-Skandals, hohe Geldbeträge auf den Konten der Commerzialbank verschoben worden wären und auch noch viel Geld behoben worden ist, weiß Hans Peter Doskozil Details: "Ich hörte, es waren sieben Millionen Euro, die noch schnell abgezogen worden sind." Wen er dabei in Verdacht hat, will Doskozil offiziell nicht verraten. Allerdings: Die landeseigene Regionalmanagement-Burgenland-GmbH war es jedenfalls nicht, sagt der Landeshautptmann. Zitat: "Die hatten 1,3 Millionen Euro am Konto und haben diesen Betrag jetzt auch noch dort."

Generell wäre das Land Burgenland aber schon seit längerem sehr vorsichtig im Umgang mit der Commerzialbank des Unternehmers Martin Pucher gewesen, meint Doskozil: "Die Landesfinanzen hatten dort kein Konto. Und gute Bekannte aus der Bankenszene haben sich immer gefragt: Wie macht das der Pucher?" Jetzt, nach Auffliegen der mutmnaßlichen Bilanzfälschungen und einer möglcihen Schadensumme von mehr als 500 Millionen Euro sei diese Frage beantwortet . . .

Viel werden die Geschädigten nicht mehr von ihrem Geld sehen, befürchtet der burgenländische Landeshauptmann: Zwar gelte natürlich die Einlagensicherung bis 100.000 Euro, aber der Besitz der Commerzialbank (Einlagen und Liegenschaften) reiche bei weitem nicht für eine Entschädigung der Kunden.

Auf die Frage, ob sich Martin Pucher schon bei ihm für die Schädigung Tausender Kunden und den Bank-Crash entschuldigt hätte, meinte Doskozil ziemlich sauer: "Das brauche ich wirklich nicht, dass er mich anruft. Er gilt für mich als Straftäter und soll zu seiner Verantwortung stehen."

RS

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