Die FPÖ wirft jetzt alles in die Schlacht. Motto für die EU-Wahl: 'Jetzt erst recht!'
Wien. Mit diesem Motto hatte 1986 Kurt Waldheim den Präsidentschaftswahlkampf haushoch gewonnen, nachdem seine Kriegsvergangenheit in der Naziwehrmacht bekannt geworden war. Jetzt also die FPÖ, deren verbliebene Parteispitze nach dem Strache-Abgang ebendieses Motto ausgegeben hatte.
Elefantenrunde. FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky begab sich in der großen Elefantenrunde auf oe24.TV am Mittwochabend denn auch prompt in die Opferrolle. Schuld am Platzen der Regierung sei nicht das Ibiza-Video Straches, sondern die ÖVP und Kanzler Sebastian Kurz, der ja die Koalition aufkündigte: „Kurz hat zum zweiten Mal eine Regierung gecrasht“, wetterte Vilimsky.
Die Überraschung: Die FPÖ-Wähler nehmen das den Blauen ab. Vilimsky schnitt in der ÖSTERREICH-Blitzumfrage – von Research Affairs noch am selben Abend durchgeführt – angesichts der Dimension des Skandals geradezu sensationell ab.
- Doppelsieg. Auf die Frage, wer die Seherinnen und Seher am meisten überzeugt hat, antworten 30 %: ÖVP-Kandidat Othmar Karas. Aber ebenfalls 30 % sagen: Harald Vilimsky. Auch bei der Frage nach der Sympathie konnte der FPÖ-Mann punkten, 26 % fanden ihn am sympathischsten.
- Ibiza-Video. Beim Thema Ibiza-Video sind gleich 30 % der Ansicht, dass Vilimsky am glaubwürdigsten war – 28 % bewerten ÖVP-Mann Karas am besten und nur 23 % SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder, der ja profitieren müsste.
- Wählbarer? Research Affairs fragte die Österreicher auch, ob Vilimsky nach der Diskussion für sie wählbarer geworden sei. 37 % beantworten diese Frage mit Ja, 63 % mit Nein. Da könnte sich bei der Wahl also eine Riesenüberraschung anbahnen.
- Wahlverhalten. Hat der Ibiza-Skandal das Wahlverhalten verändert? Hier sagen immerhin 35 % Ja. Und das könnte der FPÖ dann doch noch auf den Kopf fallen …
Strache macht seinen eigenen Wahlkampf
Wer geglaubt hat, Strache gehe in Sack und Asche, der hat sich getäuscht.
Wien. Heinz-Christian Strache ist nach dem Ibiza-Skandal tief gefallen, verschwunden ist er aber nicht. Fast so wie in früheren Tagen führt Strache auf Facebook seinen eigenen Wahlkampf.
Zunächst unter dem Motto „Jetzt erst recht“ und dem Versprechen, dass er seine Unschuld beweisen wolle, ging er am Mittwoch erneut in die Offensive. Er werden nicht lockerlassen: „Die Gerechtigkeit wird sich auf Dauer durchsetzen.“ Er danke seinen Anhängern „für eure Kraft“, postete er auf Facebook.
Dass Strache zurückwill, liegt auf der Hand, doch hat der neue FPÖ-Chef Norbert Hofer schon abgewunken. Allerdings: Strache hat vor allem in der Wiener Partei noch genug Freunde – der neue Parteichef Dominik Nepp würde sofort für „HC“ den Platz räumen.