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Koalition: Was in der Coronakrise schiefläuft

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Wann Kurz Maßnahmen verschärfen wollte & warum Anschober blockierte

"Es stimmt, dass ich schon seit Ende des Sommers die Maßnahmen verschärfen wollte", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz im ÖSTERREICH-Interview und sorgte damit im Lager von Gesundheitsminister Rudolf Anschober gestern für Verärgerung. Damit bestätigte Kurz schließlich erstmals, was Insider längst wussten: Dass es um die Verschärfung der Maßnahmen bereits seit Ende August, Anfang September ein Tauziehen zwischen dem Türkisen und dem Grünen gab:

Kurz wollte nach dem ersten klaren Anstieg, ähnlich wie es davor bereits Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel gemacht hatte, die Lockerungsverordnung stoppen.

Grün-Vizekanzler Werner Kogler bestand damals darauf, dass 10.000 Leute in Stadien und 5.000 indoor erlaubt sein müssten, und wurde von Anschober unterstützt. Auch die Ausweitung der Maskenpflicht wurde damals noch von den beiden Grünen abgelehnt.

Der Gesundheitsminister wollte lieber auf seine Ampel vertrauen, der allerdings noch die Rechtsgrundlage fehlt, und regional reagieren. Um die Corona-Ampel liefern sich Kurz und Anschober seit Juli ein Match: Der Türkise wollte, dass die Ampel per Anfang August kommt, der Grüne bestand öffentlich darauf, dass sie erst per Mitte September ihren Betrieb aufnimmt.

Kurz übte sich bis Anfang September öffentlich in Optimismus und erklärte etwa, dass er "Licht am Ende des Tunnels" sehe. Er habe dazu gesagt, dass "uns davor noch ein harter Herbst und Winter" bevorstehen, sagt Kurz. In der zweiten Septemberwoche gab er in einer Sitzung mit Anschober und Kogler mehrmals "zu Protokoll", dass er es für "einen Fehler" halte, die Maßnahmen jetzt nicht zu verschärfen. Wenige Tage später lenkten die Grünen angesichts steigender Zahlen ein. Jetzt kommen die Maßnahmen. Hoffentlich noch rechtzeitig.

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