Josef Leitner

Das ist der neue Starke Mann der SP-NÖ

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Er kommt aus Gusenbauers Nachbargemeinde und soll die neue SP aufbauen. Nicht alle in der Partei glauben, dass er das schaffen kann.

Der Wahlverliererin Heidemaria Onodi folgte Montagabend einer nach, den man in der politischen Landschaft bis vor einem Jahr überhaupt nicht recht kannte: Josef Leitner. Seit Beginn des vorigen Jahres ist er Landesgeschäftsführer, und nach einer harten siebenstündigen Diskussion wurde der erst 36-Jährige zum neuen SP-Chef gekrönt. Mit dem Auftrag die Partei zu konsolidieren und nach der historischen Wahlschlappe von nur noch 25,6 Prozent den Aufschwung einzuläuten.

Offiziell freuen sich alle über den jungen Wieselburger, der den roten Karren in den nächsten Jahren aus dem Dreck ziehen soll, inoffiziell schütteln aber viele innerhalb der SPÖ den Kopf. Leitner sei, so ein Insider, nicht nur ähnlich charismatisch wie Onodi. Er habe auch den verpfuschten Wahlkampf mitgestaltet – die Herzchen beeindruckten die Wähler bekanntlich wenig. Wo also liege der Neustart mit einem wie ihm an der Spitze?

Arbeiterkammer
Fest steht zumindest, dass der Akademiker als Gusenbauer-Mann gewertet wird. Wie der Kanzler selbst, kommt Leitner aus der Arbeiterkammer, hat also noch von daher Netzwerke und wohl auch Sympathisanten. Dass Gusenbauer und er sogar Nachbarn waren, spielt zwar nur eine untergeordnete Rolle, macht aber einiges leichter, denn wie Leitner gleich nach seinem Antritt meinte, kenne er den Kanzler schon lange. „Ich sehe mich auch als Unterstützer des Bundeskanzlers“, so Leitner. Eine Unterstützung, die der Bundeskanzler aus seinem Heimatland Niederösterreich jetzt dringender als je zuvor benötigt.

Der Süden
Doch nicht alle sind einverstanden mit dem neuen Kanzler-Kurs. Vor allem der für seine rebellische Art bekannte Süden ist gerade dabei, sich zu formieren. Nicht unbedingt gegen Leitner, wohl aber für eine größere Mitbestimmung. Gestern Abend etwa kam es um 19.30 Uhr zu einem Bezirksparteitag in Wr. Neustadt. Grund für das nächtliche Zusammensitzen: eine Resolution an die Landespartei. Deren Inhalt: Neustadt fordert eine inhaltliche, aber auch personelle Mitsprache für die „SPÖ neu“ ein. Was das konkret heißen soll? „Es hat keinen Sinn, einfach nur Onodi als Sündenbock zu präsentieren und am Team sonst alles gleich zu lassen. Man muss jetzt wirklich ein komplett neues Team aufstellen“, so ein Insider. Wer das aus dem Süden sein könne? „Ein Klubobmann Peter Wittmann wäre zumindest jemand, der mit der Pröll-VP auch einmal konfrontativ werden kann.“

Heute wird die Resolution offiziell präsentiert. Und offiziell sagt etwa Wr. Neustadts Bürgermeister Bernhard Müller, dass „ich die Ernennung von Josef Leitner sehr begrüße“. Wiewohl Müller als einer der wenigen auch offiziell dabei bleibt, dass es mit der Onodi-Ablöse nicht getan ist.

Sozial-Dramen
Dazu kommt, dass nach dem Wahldebakel zahlreiche SP-Politiker ihre gut dotierten Jobs verlieren werden. Ganz oben auf der Liste: Heidemaria Onodi – sie könnte für ihren Rücktritt allerdings mit dem Posten der dritten Landtagspräsidentin entschädigt werden. Ähnlich auch die Situation bei den beiden Berufspolitikern Emil Schabl und Karin Kadenbach. Aber auch Parteigrößen wie Klubchef Hannes Weninger und Landtagspräsident Ewald Sacher scheinen ebenso gefährdet wie eine Reihe von Abgeordneten. Offen spricht darüber aber nur Sacher. Für den früheren Lehrer ist klar, dass er nach 15 Jahren Abwesenheit auf keinen Fall an die Schule zurückkehren kann. Er ist aber trotzdem optimistisch: „Die, die nicht in den Beruf zurückkehren können, werden von der Sozialdemokratie Hilfe bekommen. Das war schon immer so – und daran wird sich auch jetzt nichts ändern.“

Autoren: Barbara Haas, Wolfgang Wieser

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