Nach Salzburg-Debakel

Grünen-Chefin Rössler tritt zurück

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Nach Wahlniederlage am Sonntag zog Landeshauptmann-Stellvertreterin Konsequenzen.

Nach dem Absturz der Grünen bei der Salzburger Landtagswahl hat Landesprecherin Astrid Rössler (58) am Montag die Konsequenzen gezogen und ihren Abschied aus der Politik bekannt gegeben. Ihr war sicher bewusst, dass sie als Person polarisierte und ihren Gegnern als "rotes Tuch" galt. Die Niederlage und die Häme, die ihr nun vereinzelt entgegenschlug, dürfte sie aber persönlich getroffen haben.
 
Der Wahlkampf der Grünen war ganz auf sie als Spitzenkandidaten ausgerichtet. Unbestritten hat Rössler in ihren fünf Jahren als Landeshauptmannstellvertreterin einiges bewegt. Sie hat als zuständige Landesrätin ein neues Raumordnungsgesetz und ein neues Abfallwirtschaftsgesetz auf den Weg gebracht und für eine Aufwertung von Naturschutzgebieten gesorgt. Allerdings musste sie auch eine Bewilligung für die umstrittene 380-kV-Stromleitung gewähren. Ein schwarzer Tag für die Politikerin, die sich immer gegen eine Freileitung und für eine abschnittsweise Verlegung des Kabels unter die Erde ausgesprochen hatte.
 

Grüne aus dem Lehrbuch

Die Juristin und Expertin für Umweltfragen gilt als Grüne aus dem Lehrbuch, die mehr als 3.500 Kilometer im Jahr Fahrrad fährt und bei Flugreisen den CO2-Ausstoß mit Ausgleichszahlungen kompensiert. Lebensmittel bezieht sie hauptsächlich über eine regionale Food-Coop. In ihrer Freizeit hält sich Rössler gerne in der frischen Luft auf. Die unberührte Natur ist ihr wichtig. "Für mich persönlich sind die Ressourcen der Zukunft Finsternis und Stille. Das ist mittlerweile so selten geworden, dass man es unter Schutz stellen muss", meinte sie einmal.
 
Die am 7. Mai 1959 geborene Rössler war über zehn Jahre lang in der Landesumweltanwaltschaft tätig und machte sich 2000 als Unternehmensberaterin und Mediatorin selbstständig. 2007 gründete sie den "Anrainerschutzverband Salzburg Airport" und wurde dessen Obfrau. In dieser Funktion "empfahl" sie sich für die Grünen, zwei Jahre später zog sie in den Landtag ein. 2011 wurde sie zur Landessprecherin gewählt und saß bis jetzt in dieser Funktion fest im Sattel.
 

Vorsitzende des Untersuchungsausschusses

Profilieren konnte sich die 58-Jährige vor allem als Vorsitzende der Untersuchungsausschüsse zur gescheiterten Olympiabewerbung Salzburgs 2014 und zum Salzburger Finanzskandal. Diese Rolle trug auch wesentlich zum historischen Erfolg bei der Landtagswahl 2013 bei: Mit 20,2 Prozent und sieben Mandaten waren die Grünen die großen Gewinner.
 
Auch Rösslers sachlicher Politikstil abseits von Polemik und Polterei dürfte damals auf Wohlwollen beim Wähler gestoßen sein. Diesen Stil führte sie auch in der schwarz-grünen Koalition weiter. Wegen der nach außen hin konsensorientierten Zusammenarbeit war zwar oft von einem Kuschelkurs mit der Volkspartei die Rede. Doch Rössler verteidigte es, trotz zahlreicher inhaltlicher Differenzen den Koalitionspartnern öffentlich nichts ausgerichtet zu haben: "Ich halte es für eine Qualität, Konflikte durchzustehen und am Verhandlungstisch Ergebnisse zu erzielen und nicht durch öffentliche Auftritte", sagte Rössler einmal im Interview.
 

Feindbild der Autofahrer

Rössler wurde von ihren Anhängern geschätzt, von Gegnern erntet sie oft Widerspruch oder mehr. Die Einführung von Tempo 80 auf der Stadtautobahn machte sie zum Feindbild der Autofahrer und brachte ihr einen Shit-Storm auf Facebook ein. Doch der Workaholic Rössler blieb selbst im Konflikt ruhig und sachlich, in der Sache aber hart. Dass sie polarisiert, war freilich auch im Wahlkampf ein Thema. So sorgten Slogans wie "Ich bin keine Politikerin" oder "Heimat beschützen" auf ihren Wahlplakaten für Diskussionen. Auch dass sie sich vor der letzten Nationalratswahl zu einem Auftritt im Dirndlkleid hinreißen ließ, wurde nicht von jedem Parteigänger geschätzt.
 
Rössler räumte auch ein, dass sie nicht "allen Grundgesetzen einer sehr offensiven PR-Strategie" folgt. Sie habe sich wahrscheinlich nicht so gut verkauft, wie sie es hätte tun müssen. Aber wahrscheinlich ließ sie gerade das authentisch wirken.
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