Studentin spricht

Ich streike seit 100 Stunden

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Die Studenten geben nicht nach. Die Uni Wien war auch am Montag weiter besetzt, heute soll der Protest ausgeweitet werden, am Mittwoch Groß-Demo.

Sara Scheiflinger ist müde, aber motiviert. Seit vergangenem Donnerstag um 13 Uhr ist die 20-Jährige fast rund um die Uhr im Wiener Audimax. Sie ist eine von bis zu tausend Studenten, die mit der Besetzung des Hörsaales die Politik zu Veränderungen bewegen wollen.

„Faszinierend, wie viele Menschen schon mitmachen“, sagt Scheiflinger. Und tatsächlich: Jetzt könnten die Proteste auf weitere Unis in ganz Österreich übergreifen:

  • An der TU Wien ist für Dienstag um 16 Uhr eine große Versammlung geplant.
  • Die TU Graz hält am Dienstag um 15 Uhr im Hörsaal P1 eine „Vollversammlung“ ab. Protestmaßnahmen werden besprochen.
  • An der besetzten Uni Graz ist um 12 Uhr eine Versammlung geplant.
  • Auch die Fachhochschulen reagieren. An der FH Campus Wien wird ab 11 Uhr über die Uni-Besetzung diskutiert.
  • Am Mittwoch findet eine Großdemonstration in Wien statt. Um 17 Uhr wollen sich die Studenten vor der Haupt-Universität treffen.
  • Ebenfalls am Mittwoch wird in Salzburg vor dem Haus der Gesellschaftswissenschaften demonstriert.
  • Immer mehr Prominente solidarisieren sich mit den Studenten. Montag Abend hielt Schriftsteller Robert Menasse einen Vortrag im Audimax.

Die Forderungen der Demonstranten: Keine Studiengebühren, weg mit Zugangsbeschränkungen und Knock-out-Prüfungen. Dafür mehr Geld und mehr Demokratie für die Unis.

Putztrupps, Schlafräume, eigene Psychologen
Dafür kämpfen die Studenten mittlerweile seit mehr als 100 Stunden. „Geschlafen habe ich in der Zeit nicht sehr viel, aber es sind alle noch immer hoch motiviert“, erzählt Scheiflinger, die im dritten Semester Volkswirtschaftslehre in Wien studiert. „Die Stimmung im Audimax war von Anfang an gut. Es war schnell klar, dass hier niemand mehr so schnell weggeht.“

Inzwischen haben sich die Studenten im Audimax häuslich eingerichtet. Es gibt Schlafsäle, eine eigene „Volksküche“, Putztrupps und sogar psychologische Betreuung für die seit Tagen hier lebenden Besetzer. Organisiert wird alles von einem provisorisch eingerichteten Büro aus. Dort stehen Laptops, von denen aus die neue Homepage (www.unibrennt.at) und eine Facebook-Seite betreut werden. Die Gruppe hat 10.000 „Fans“ in Facebook.

„Keine Dauer-Party, wir arbeiten hart“
„Wir sind eine richtige Gemeinschaft geworden, die sehr konstruktiv und hart arbeitet. Das ist hier keine Dauer-Party“, stellt Scheiflinger klar. Die junge Studentin hofft, dass die Proteste weitergehen und Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) doch noch einlenkt. „Ich bin zwar müde, aber ich will nicht, dass das alles hier ohne Erfolg ein Ende hat. Das wäre furchtbar.

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