Derzeit halten etwa 1000 Hochschüler den Audimax der Uni Wien besetzt - und das seit über 24 Stunden.
Die Besetzung des Audimax, des größten Hörsaals der Universität Wien, geht auch am Freitag weiter. Derzeit befinden sich dort rund 1000 Studenten. Laut Angaben einer der Organisatorinnen haben 200 bis 250 Studenten die Nacht dort verbracht. Der Protest soll weitergehen "wir bleiben hart und werden Open End hierbleiben".
Zusätzlich haben die Studenten ihren Protest auf die Straße getragen. Um 15 Uhr startete ein Demonstrationszug vor der Uni Wien. Mehrere hundert Studenten zogen vom Portal der Hauptuni über den Ring in Richtung Wissenschaftsministerium und skandierten dabei "Der Hahn gehört gerupft". Danach wollen sie zur Akademie der Bildenden Künste, die seit Dienstag aus Protest gegen die Leistungsvereinbarungen besetzt ist.
Leichte Verwirrung
Zunächst gab es unter den Demonstranten
Verwirrung darüber, wohin oder ob man sich überhaupt von der Universität
wegbewegen solle. Schließlich nahm ein Teil der Studenten an der
Demonstration teil, der andere hielt das Audimax weiterhin besetzt. Die
Besetzung des Audimax wird nicht von einer Gruppe organisiert, sondern von
vielen Vertretern mehrerer Unis nach basisdemokratischen Prinzipien.
Proteste in Graz
Auch in Graz hat eine Gruppe Studierender,
unterstützt durch die ÖH, am Freitagabend einen Hörsaal auf der Uni besetzt.
Rund 50 Studiosi hatten sich schon am Nachmittag am Campus zusammengefunden,
aber bis zum Ende der letzten Vorlesung gewartet, bis man nach 18.00 Uhr im
Hörsaal 06.01 auf der Vorklinik Platz nahm - "open end", wie
es hieß. Vorrangig gehe es um "Solidarität" mit den
Besetzern des Audimax in Wien.
Kunterbunte Gründen
Eher diffus sind die Gründe für den
Protest im Wiener Audimax. Protestiert wird generell für "freie
Bildung für alle", nicht anfreunden kann man sich natürlich
auch mit den derzeit diskutierten Zugangsbeschränkungen. Daneben finden sich
aber etwa im Audimax auch immer wieder Transparente wie "Für
Frauenbefreiung und Sozialismus", "Gegen den rassistischen
Normalzustand" oder einfach "Für mehr Dickmilch".
System-Kritik
Ausgegangen ist der Protest von der Akademie der
Bildenden Künste, wo sich Studenten und zum Teil auch Lehrende gegen die
Umstellung von Studien auf das Bachelor/Master/PhD-System wehren. "Bei
uns gings um eine Mahnwache für den Rektor, der die entsprechende
Leistungsvereinbarung mit dem Ministerium nicht unterschreiben sollte",
so der dortige Hochschülerschafts-Vorsitzende Rene Stessl . Die Struktur
dieses Protests sei dann bei einer Demo auf die Uni Wien weitergetragen
worden - wo es aber mittlerweile um andere Themen gehe.
Wie übliche Studentendemos mit einem gemeinsamen Marsch und einer Abschluss-Kundgebung läuft der Protest diesmal nicht ab. Dieser hat zum Teil eher Happening- und Partycharakter mit Musik und Alkohol. Die HochschülerInnenschaft (ÖH) unterstützt die Studenten zwar, tritt aber nicht selbst als Organisator auf. Die Protestierenden sind sogar so basisdemokratisch, dass täglich ein neuer Pressesprecher bestimmt werden soll.
Keine Räumung - vorerst
Das Rektorat hatte sich in einer
abendlichen Sitzung am Donnerstag vorerst gegen eine Räumung entschieden.
Allerdings habe man massive Sicherheitsbedenken und hoffe daher, die
Besetzer am Freitag in Verhandlungen zur Freigabe des Hörsaals zu bewegen,
so eine Sprecherin.
Sachschäden untersucht
Die Universität hat die Sachschäden,
die in der vergangenen Nacht entstanden sind, erhoben. Laut der Sprecherin
sind Beleuchtungskörper und Glastüren zu Bruch gegangen, Hörsaalbänke wurden
beschädigt. Die Leitung spricht von einem Schaden von 50.000 bis 100.000
Euro. Die Universität habe höchstes Interesse an einer Lösung, allerdings
müsse man darauf achten, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden.
So seien Sicherheitsfragen nach der Besetzung des Audimax nach wie vor ein
Problem.
Polizei marschiert auf
Am Donnerstag Nachmittag hatte sich die
Polizei wegen Sicherheitsbedenken an die Uni Wien gewendet, das Rektorat
hatte sich daher für eine vorübergehende Sperre des Zugangs zum Audimax
ausgesprochen. Nachdem sich der zuständige Vizerektor gegen eine Räumung
entschieden hatte, zog die Polizei nach einer Stunde wieder ab.
Ausweitung der Proteste
Zumindest an der Akademie konnte die ÖH
unterdessen laut dem Vorsitzenden Rene Stessl einen ersten Erfolg verbuchen:
Bei den Leistungsvereinbarungen soll Rektor Stephan Schmidt-Wulffen die vom
Ministerium angestrebte Umstellung der künstlerischen Studien - wie von den
Protestierenden gefordert - nicht unterschrieben haben. Er habe, wie schon
zuvor Rektor Gerald Bast von der Uni für Angewandte Kunst, stattdessen nur
zugesagt, dass über eine solche Umstellung in den kommenden Jahren
diskutiert werden soll.