Riesenschock in der SPÖ

Erstmals verliert ein SP-Kanzler Platz 1

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Eine historische Schlappe für die Sozialdemokraten, doch Wien rettet SPÖ vor Absturz.

Viktor Klima war der erste SPÖ-Kanzler, der das Kanzleramt am Verhandlungstisch verlor. Christian Kern wird aber der erste rote Kanzler sein, der den ersten Platz der SPÖ an der Wahl­urne verlor. Die SPÖ kommt laut der ORF-Hochrechnung am späten Sonntagabend auf knapp 27 % – das wäre ganz knapp Platz 2 (Ganz sicher ist das aber erst, wenn die Wahlkarten ausgezählt sind).

Häupls Rote könnten Kern den zweiten Platz holen

Da nutzte es Kern wenig, dass er das Ergebnis von Werner Faymann de facto egalisieren konnte – die ÖVP von Sebastian Kurz hat Kern meilenweit überflügelt und springt klar über die ­30-Prozent-Marke.

Dabei dürfte die SP noch Glück gehabt haben: In den ersten Hochrechnungen war sie noch hinter der FPÖ ge­legen. Doch dann kam das Wiener Ergebnis – Michael Häupls Stadtpartei dürfte das Ruder rumgerissen haben: Ein Plus von knapp 3 % in der Hauptstadt dürfte Kern Platz 2 also gerettet haben.

Und wahrscheinlich (politisch gesehen) auch den Kopf: Kein einziger SPÖ-Grande rückte am Wahlabend aus, um Kern als Vorsitzenden infrage zu stellen: Häupl stellte sich ­sofort hinter den Vorsitzenden – auch der Burgenländer Hans Niessl tat dies.

Kern lässt offen: Opposition oder doch Rot-Blau?

Häupl sprach sich auch sofort für einen Gang in die Opposition aus. Und sogar Niessl rechnet ­damit, dass Schwarz-Blau kommt. Allerdings: Kern ließ am Abend offen, ob er am Ende nicht doch eine rot-blaue Koalition macht. Jetzt würden einmal Gespräche geführt... G. Schröder

Niessl: "Opposition? Kern soll jetzt mit Kurz reden"

Hans Niessl ist von Opposition nicht begeistert, rechnet aber mit Schwarz-Blau.

ÖSTERREICH: Herr Landeshauptmann, Platz 1 ist weg, Ihr steirischer Kollege ­Michael Schickhofer ist dafür, dass die SPÖ in Opposition geht. Was sagen Sie?

Hans Niessl: Es ist jetzt an Sebastian Kurz, Gespräche zu führen. Ich gehe davon aus, dass er auch Christian Kern dazu einlädt. Und ich bin natürlich dafür, dass Christian Kern als unser Verhandlungsführer diese Einladung zu Gesprächen annimmt. Aber ich verhehle nicht: Ich gehe davon aus, dass Sebastian Kurz am ­Ende zu einer Einigung mit der FPÖ kommen wird.

ÖSTERREICH: Warum?

Niessl: Sehen Sie, die Wirtschaftsprogramme von ÖVP und FPÖ sind praktisch ident. Beide sind für Steuererleichterungen für Unternehmen, beide sind dagegen, dass Millionäre Erbschaftssteuer zahlen und so weiter. Hier gibt es natürlich große Interessen, dass so eine Koalition zustande kommt. Unsere Aufgabe ist es dann aufzupassen, dass die Arbeitnehmer nicht unter die Räder kommen.

ÖSTERREICH: Aber die SPÖ könnte ja Kurz zuvorkommen und versuchen, Rot-Blau zu machen.

Niessl: Das sehe ich jetzt einmal nicht. Jetzt liegt einmal der Ball bei Sebastian Kurz. Und bei Christian Kern, der alle Gespräche führen wird. Der müsste das dann entscheiden.

ÖSTERREICH: Kern als Vorsitzender ist unumstritten?

Niessl: Ja. Christian Kern ist als Vorsitzender unumstritten. Das ist ja gar keine Frage. (gü)

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