Wahlkampf

Aufstand in der Wiener ÖVP

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VP-Urgestein Korosec legt sich via Vorzugsstimmen mit der ÖVP-Spitze an.

Das ÖVP-Urgestein Ingrid Korosec will nicht hinnehmen, dass der Wiener Parteichef Manfred Juraczka kein fixes Gemeinderatsmandat mehr für sie reserviert hat. Deshalb will sie sich mittels Vorzugsstimmenwahlkampf doch noch auf einen vorderen Listenplatz schieben und damit den Obmann, den sie am Freitag kritisierte, overrulen. Unterstützt wird die 74-Jährige dabei von der schwarzen Gewerkschaft.

"Unklug"
Korosec ist derzeit auf Platz elf der schwarzen Landesliste gereiht - also an aussichtsloser Stelle, wie sie selbst sagt. Die Entscheidung von Juraczka - "Er ist als Parteiobmann dafür verantwortlich" -, keine einzige Seniorenvertreterin an wählbare Stelle zu setzen, könnten sie und viele Menschen, mit denen sie gesprochen habe, nicht verstehen, kritisierte die 74-jährige Langzeitpolitikerin, die auch den Wiener Seniorenbund leitet. "Das ist wahltaktisch und gesellschaftspolitisch unklug", attestierte Korosec in einer Pressekonferenz dem Parteichef mangelndes politisches Gespür - denn: Die Hälfte aller ÖVP-Stimmen sei bei der Wien-Wahl 2010 von Senioren gekommen.

"Wir lassen uns das nicht gefallen. Wir lassen uns nicht entmündigen", zeigte sie sich kämpferisch. Um sich parteiintern an das vordere Ende der Liste zu schieben, braucht Korosec laut eigenen Angaben rund 1.200 Stimmen. Das sind deutlich weniger als die Wiener Wahlordnung eigentlich vorschreibt. Der Grund: Mitte Mai beschlossen die Wiener Schwarzen, eine Vorreihung schon mit nur einem Zehntel der gesetzlichen Stimmenanzahl zu ermöglichen.

Wahlwerbung betreibt Korosec gemeinsam mit dem schwarzen Arbeitnehmervertreter Hannes Taborsky (49), Vorstandsmitglied in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD). Auch er kritisiert die mangelnde Vielfalt in der ÖVP-Liste und will - im Gegensatz zu seiner Mitstreiterin - erstmals in den Gemeinderat einziehen: "Der Gewerkschaftsbeschluss, es sollte auch ein Arbeitnehmervertreter fix im Gemeinderat vertreten sein, wurde nicht berücksichtigt." Taborksy, derzeit außerdem Bezirksrat in Penzing, liegt derzeit auf Platz 14 der Landesliste.

"Stenzel nicht gut behandelt"
Tatsächlich hatte Juraczka die vorderen Plätze auf Kosten einiger altgedienter Mandatare vorrangig jungen, noch unbekannten Kandidaten überlassen und dafür bereits Kritik einstecken müssen. Korosec ortete heute durchaus Parallelen zur ebenfalls nicht mehr nominierten Innenstadt-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel, die nun für die FPÖ ins Rennen geht. "Stenzel hat man nicht gut behandelt. Mir ist es ähnlich gegangen, nur reagiere ich anders", nannte Korosec die ÖVP weiterhin ihre Heimat.

Es gehe ihr bei der Sache auch nicht per se um ihre Person: "Wenn man schon die Korosec nicht will, hätte man ja einen anderen Seniorenvertreter aufstellen können." Ob Juraczka denn überhaupt der Richtige an der Spitze sei? "Der Parteiobmann ist sehr bemüht", so die Wiener Seniorenbundchefin. Mehr sei ihrerseits dazu nicht zu sagen, meinte Korosec auf Journalistennachfrage.

Ebenfalls bei den fixen Plätzen außen vor gelassen wurde Norbert Walter, der im Bauernbund seine schwarze Heimat hat. Er will nun auch mittels Vorzugsstimmenwahlkampf seinen Einzug ins Stadtparlament sichern, sagte er am Freitag auf Anfrage.

Pro Partei kann man als Wähler zwei Vorzugsstimmen auf Landesebene abgeben. Dafür müssen die Namen der Kandidaten in die dafür vorgesehene Spalte am Stimmzettel eingetragen werden.
 

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