Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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Die Sorgen von Gabalier hätt ich gern

Unsere Sorgen würden andere Länder gerne haben. Weil Andreas Gabalier beim Formel-1-Grand-Prix die alte Version unserer Bundeshymne – ohne Erwähnung der „Töchter“ – gesungen hat, kocht die Volksseele hoch. Sogar eine Volks-Abstimmung, ob unsere Hymne nur aus „Söhnen“ oder auch aus „Töchtern“ bestehen soll, wird gefordert.

Ticken eigentlich noch alle richtig in dieser Republik? Wir sollten uns um Steuersenkung, um Schulreform, um Digital-Ausbau kümmern – statt um ein bisserl Sing-Sang.

Man sollte die Töchter ehren. Aber besingen?


Unbestritten ist: Der von mir hoch geschätzte Andi Gabalier hat die Hymne matt gesungen. Es war nicht sein musikalisch bester Live-Auftritt, offensichtlich schlecht vorbereitet und deshalb wohl auch mit nicht aktuellem Text.

Doch jeder soll singen dürfen, was er will – wir leben ja nicht in Nord-Korea. Wenn jemand wie Andi Gabalier lieber die alte „Söhne“-Version bevorzugt – warum nicht?

Österreichs Frauen haben ein Recht darauf, dass es offiziell eine geschlechtsneutrale Version unserer Hymne gibt. Aber dass man zum Singen dieser neuen Version gezwungen wird, ist lächerlich.

Genauso lächerlich ist es, wenn Andi Gabalier aus der Hymne einen Religionskrieg macht.

Dieses Land hat neben großen Söhnen 4 Millionen grandioser Töchter.

Das sollte man anerkennen. Singen muss man das aber nicht – wenn man musikalisch sensibel ist …

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