Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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Ein Grüner oder eine Frau für die Hofburg?

Der heutige Nationalfeiertag ist der vorletzte, an dem Heinz Fischer als Bundespräsident auftritt. Unser Präsident hat eine relativ fehlerlose Amtszeit hinter sich – wobei die Fehlerlosigkeit auch damit zu tun hat, dass Fischer wenig gewagt und wenig getan hat. Viele haben das Gefühl, er sei in der Hofburg eingeschlafen.
Extrem schwach sind deshalb die Zustimmungswerte für den „Bundes-Heinzi“: Nur 33 Prozent der Österreicher wollen für Fischer auch in den kommenden Jahren eine „wichtige Rolle“ – das ist für ein an und für sich unbestrittenes Staatsoberhaupt blamabel.

Die Wähler wünschen sich in Zeiten wie diesen vom Präsidenten statt einer ­Einschlaf- eine Aufbruch­stimmung. Deshalb ist die ­neueste Gallup-Umfrage für die Fischer-Nachfolge nur logisch: Erstmals führt Alexander Van der Bellen das Ranking möglicher 
Präsidentschaftskandidaten klar an.

Van der Bellen hat viel von dem, was sich die Österreicher von einem Präsidenten erhoffen: Er ist als Uni-Professor ein Experte für Wirtschaft und Budget, er ist ein Reformer, ein Umweltschützer, ein kritischer Geist – kurz: Er wäre als Präsident so etwas wie das grüne Gewissen der Nation.

Herausfordern kann Van der Bellen in Wahrheit nur eine Politikerin: Doris Bures. Sie hat noch schwache Umfragewerte, kann aber als Parlamentspräsidentin in den nächsten zwei Jahren zur „First Lady“ im Land werden. Ihr Start war sensationell: In nur vier Wochen hat sie – ohne Widerspruch – das neue eindrucksvolle Parlament präsentiert und die Einigung zu den U-Ausschüssen geschafft. Wenn sie diese U-Ausschüsse genauso souverän und unabhängig leitet, wird sie rasch zur „Politikerin Nummer 1“ im Land.

Dann lautet das Duell 2016: erste Frau gegen ersten Grünen in der Hofburg. Und das wird spannend.

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