Das sagt Österreich

Erleben wir mit Kern und Hofburg einen Neustart?

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Das Echo auf die erste Pressekonferenz von Christian Kern ist enorm positiv. Der neue Kanzler hat den meisten Wählern aus der Seele gesprochen – und den richtigen Ton getroffen: im Auftreten elegant und Kanzler-like. In der Kritik der bisherigen Koalition beinhart, fast ein Wutbürger „Marke Griss“ – ungeschminkt, nicht beschönigend. Und im Blick nach vorne endlich ein Optimist, ein Motivator, ein Dynamiker – der Aufschwung und Zukunft verspricht.

Endlich einer,  der eine Vision für 2025 verspricht, der von einem „New Deal“ träumt und der den Koalitionspartner zur gemeinsamen Offensive statt zum gegenseitigen Ausbremsen motivieren will.

Christian Kern hat sich die Latte sehr hoch gelegt. Nach seinem so mutigen und gleichzeitig so publicity-trächtigen Auftritt am Dienstag ist ein „Weiterwursteln“ kaum mehr möglich. All jene, die ihn jetzt im Internet feiern, würden ihn – wenn weiter Blockade statt Reform herrscht – bald kreuzigen.

Die Hoffnung auf einen Neustart ist deshalb mehr als nur ein frommer Wunsch – der neue Kanzler hat sich praktisch selbst verpflichtet, rasch Reformen zu machen, den Aufschwung anzukurbeln und Zusammenarbeit zu leben. Jetzt muss er liefern. Und wer Christian Kern kennt, weiß, dass er das im Stil eines Top-Managers versuchen wird.

Die Hofburg-Wahl am Sonntag kann den Neustart für dieses Land beschleunigen. Ein grüner Reformer wie Alexander Van der Bellen wäre die ideale Ergänzung zum links-liberalen Pragmatiker Kern – das wäre ein Aufbruch links der Mitte, wie ihn die klugen Köpfe in diesem Land seit vielen Jahren wünschen.

Auch ein Wahlsieg für Hofer wäre keine nationale Katastrophe. Dann hätte der neue Kanzler halt einen blauen Stachel im Regierungssitz, was ihn durchaus zu Tempo bei seinen Reformen zwingen würde – weil sonst HC Strache vor der Tür des Kanzleramts steht.

Wichtig wird nur, dass auch der neue Präsident diesen Zukunfts-Optimismus und Aufbruch ausstrahlt, den der Kanzler vorlebt. Hoffentlich werden die beiden Hofburg-Kandidaten diesem neuen Politikstil schon am Donnerstag beim TV-Duell gerecht – und präsentieren sich so wie Kern. Und nicht mehr wie zwei Bulldoggen, wie beim letzten TV-Auftritt.

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