Das sagt Österreich

UK-Wahl: Europa wählt jetzt eher links

Teilen

Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Die Briten-Wahl brachte eines der überraschendsten Ergebnisse der letzten Jahre – ein Erdbeben, bei dem unsere Parteichefs auch für die Österreich-Wahl einiges lernen können.

Regierungs-Chefin Theresa May, als eine Art britische Hanni Mikl-Leitner lange für die Sicherheit verantwortlich, wurde abgewatscht. Ihr Poker, ohne jede Notwendigkeit Neuwahlen zu riskieren, um die eigene Mehrheit auszubauen, ging nach hinten los.

Die Protest-Partei UKIP, die England den Brexit eingebrockt hat, wurde völlig zertrümmert.

Der links-linke Herausforderer Jeremy Corbyn dagegen, der etwa die Positionen unserer SJ-Chefin Julia Herr vertritt, feierte einen Triumph – und wurde für sein Programm der Verstaatlichungen, der Investitionen, der freien Bildung, der Steuersenkung für Arme und brutalen Steuer für Reiche von Jungen bejubelt.

Was lernen wir aus der Briten-Wahl?

Erstens: Mit Terror-Angst und Sicherheits-Parolen ist in Europa keine Wahl zu gewinnen. Damit ist Le Pen in Frankreich gescheitert wie May in England.

Zweitens: Die Europa-Stimmung
ist derzeit positiv. Vor allem Junge sind EU-Fans.

Drittens: Bei den Jungen und bei urbanen Wählern gibt es – siehe Van der Bellen und ­Macron – eine linksliberale Mehrheit.

Viertens: Wahlentscheidend sind die sozialen Themen. Die Investitionen für Arbeitsplätze. Die Schul- und Uni-Reform. Und vor allem die Steuerreform.

Und fünftens: Vergessen Sie alle Umfragen zum Start – entschieden wird eine Wahl heute in den letzten sechs Wochen des Wahlkampfs.

Was heißt das für Österreich: Der linksliberale Trend spricht für Kern – und klar gegen die FPÖ, die sich im Wahlkampf neu erfinden muss. Denn mit Öxit und Flüchtlings-Panik gewinnt man keinen Blumentopf mehr.

Und Sebastian Kurz
wird extrem aufpassen müssen, dass er sich als Kandidat der Mitte mit vielen sozialen Reform-Ideen (von Job bis Steuer) positioniert – und nicht von Kern ins rechte Eck gedrängt wird. Denn weit rechts von der Mitte ist derzeit nichts zu gewinnen. Das musste Theresa May ganz bitter lernen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.