Das sagt ÖSTERREICH

Wer Sonntag mit VdB gewonnen hat

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Der Sieg von Alexander Van der Bellen ist ein historisches Ergebnis – nicht nur, weil er so deutlich ausgefallen ist, sondern auch, weil er zeigt, wie unser Land wirklich denkt …

Der Österreicher will einen Ersatz-Kaiser als ›Präsi‹

Die Mehrheit der Wähler hat ein klares Votum für Stabilität, für den Verbleib in der EU, für eine liberale Flüchtlingspolitik – und für ein positives Ansehen im Ausland abgegeben.

Die Analyse, dass wir mit VdB einen modernen „Ersatz-Kaiser“ in die Hofburg gewählt haben, trifft wohl die rot-weiß-rote Psyche.

Die Österreicher wollen als „Oberhaupt“ einen netten Opa, einen erfahrenen Staatsmann, einen ausgleichenden Vermittler – und keinen Erneuerer, keinen Regierungskritiker und schon gar keinen rechten „Revoluzzer“, der aus der EU austreten und die Regierung auflösen könnte.

Ein Pinkafeld-Trump hat bei uns keine Chance

Die Wut-Bürger sind in ­unserem Land noch in der (knappen) Minderheit.

Norbert Hofer ist an seinem Offensiv-Geist gescheitert – seine geplante Amtsführung war den Österreichern zu radikal. Zusätzlich taugt das Flüchtlingsthema bei uns (Gott sei Dank) nicht als Wahl-Turbo. Die Österreicher kritisieren zwar heftig die „zu starke“ Zuwanderung – aber sie haben ein gutes Herz. Und sie wollen offene Grenzen.

Kurz vor dem Ziel haben alle vor der FPÖ Angst

Die FPÖ ist wieder einmal wenige Meter vor dem Sieg gescheitert – das ist offenbar ihr Schicksal: Der Österreicher jammert gern, aber kurz vor dem blauen Putsch wählt er lieber die groß-koalitionäre Stabilität und Verlässlichkeit.

Van der Bellen ist die neue „Große Koalition“ im Land: Er verbindet Rot, Schwarz mit Grün und Neos, Wirtschaft mit Rebellen.

Gewonnen hat Rot-Grün – verloren hat Schwarz-Blau

In Wahrheit hat mit Van der Bellen natürlich eine künftige rot-grüne Koalition (inkl. Neos) gewonnen.

Die großen Sieger sind – neben den Grünen – Kanzler Kern und Wiens Häupl, deren Liebeserklärung an VdB der SPÖ eine klare Perspektive gibt: Rot-Grün.

Die ÖVP hat mit ihrem ­Herum-Lavieren (nicht für VdB, auch nicht für Hofer) politischen Selbstmord begangen. Sie hat die Chance auf ein klares Schwarz-Grün-Bekenntnis vergeben.

Und Schwarz-Blau ist – zumindest klimatisch – jetzt kaputt. Strache und Hofer werden der ÖVP nie verzeihen, dass sie ihnen die Wahl verloren hat.

Bleibt nur die Frage: Riskiert der Kanzler trotzdem Neuwahlen? Weil die ÖVP gelähmt und die FPÖ nicht siegesfähig ist? Oder trödelt er mit der gelähmten VP und Ex-Django weiter?

Mein Tipp: Die Neuwahl ist aufgeschoben – aber sicher nicht aufgehoben …

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