Einheitliche Hotelsterne in Europa

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Einheitliche Hotelsterne in Europa

Einheitliche Sterne für Hotels - davon konnte am europäischen Firmament bisher nicht die Rede sein. Weil die Hotel-Klassifizierung seit Jahrzehnten von Land zu Land variierte, herrschte in Europa ein Wildwuchs, der dem Reisenden wenig Zuverlässigkeit bot. Das wollen zumindest die Hotelverbände in Deutschland, Österreich, Schweden, Tschechien, Ungarn, der Schweiz und den Niederlanden ändern. Sie haben sich auf einheitliche Maßstäbe zur Bewertung ihrer Häuser geeinigt. Verbraucherschützer begrüßen die zum Jahresbeginn gestartete, einheitliche Hotelklassifizierung - und hoffen, dass sie sich auch in der Praxis bewährt.

Einheitliche Kriterien
"Bisher gab es einen Flickenteppich", sagt Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland (IHA). So seien die Hotels in einigen Ländern ausschließlich nach Mindestkriterien beurteilt worden, während etwa deutsche Häuser durch zusätzliche Angebote punkten konnten. Diese Unübersichtlichkeit mochten die europäischen Hoteliers ihren Kunden nicht mehr zumuten - und beschlossen im Jahr 2004 eine engere Kooperation.

Die einheitliche Klassifizierung, die nun in Österreich, Deutschland, Schweden und Tschechien angelaufen ist und bis zum Jahresende auch in den Niederlanden, der Schweiz und Ungarn eingeführt werden soll, basiert auf 270 Kriterien. Dazu gehören einerseits Mindestkategorien, die ein Haus je nach Kategorie erfüllen muss. Bietet ein Hotel besonderen Service - beispielsweise extra große Betten - so kann es damit Punkte sammeln und seine Bewertung verbessern. Geschaut wird auch, ob die Darstellung des Hauses im Internet mit der Realität übereinstimmt. Ob alle Kriterien eingehalten werden, wird weiter vor Ort kontrolliert.

21.000 Hotels europaweit
In Deutschland nehmen bisher gut 8.000 Häuser an der nun einheitlich gestalteten Hotelklassifizierung teil, also etwa 40 Prozent aller Hotels. Europaweit sollen es demnächst rund 21.000 Hotels sein. IHA-Hauptgeschäftsführer Luthe kann sich aber gut vorstellen, dass sich nicht nur weitere Hotels, sondern auch weitere europäische Länder anschließen werden.

Frankreich vielleicht, dessen Bewertungskriterien für Hotels sich nicht so sehr vom Katalog der frisch gebackenen "Hotelstars Union" unterschieden. Etwas schwieriger sei die Situation in Ländern wie Italien, wo Regionalparlamente die Kriterien festlegten. Doch die Idee habe Charme, sagt Luthe: "Einheitliche Bewertungskriterien machen das Reisen in Europa attraktiver, weil sie Unsicherheiten reduzieren."

Verbraucherschützer, die seit Jahren einen Wildwuchs bei den Hotelbewertungen beklagen, stehen der Initiative grundsätzlich wohlwollend gegenüber. "Dass es einen Schritt zu mehr Transparenz gibt, können wir nur begrüßen", sagt Gabriele Francke, Geschäftsführerin der Berliner Verbraucherzentrale. Wie sich das System in der Praxis auswirke, müsse sich allerdings noch zeigen.

So fragt sich die Verbraucherschützerin, wie Hotels über Grenzen hinweg zuverlässig miteinander verglichen werden können: "In Italien ist ein Steinfußboden romantisch, in Norwegen einfach nur kalt." Auch spielten bei der Ausstattung von Hotels nationale Gegebenheiten eine Rolle.

Nach Ansicht Franckes wird auch viel davon abhängen, inwieweit die Vorgaben eingehalten werden. "Die Kriterien müssen veröffentlicht und eingehalten werden. Und wenn jemand dagegen verstößt, muss er rigoros von der Liste gestrichen werden."

Harmonisierung
Dass die Hotelbewertungen in Europa harmonisiert werden sollen, findet auch der Tourismusforscher Harald Pechlaner gut. "Das bedeutet mehr Vertrauen, mehr Transparenz für den Verbraucher." Eine totale Vergleichbarkeit werde es allerdings niemals geben, stellt der an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt lehrende Professor klar. "Ausstattung und Servicequalität kann man standardisieren und damit klassifizieren. Gastfreundlichkeit aber nicht."

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