Italien klagt über

Wenig Urlauber

Italien klagt über "Horror-Sommer"

Die italienische Tourismusbranche klagt heuer über einen "Horrorsommer". Rezession, hohe Spritpreise und Tourismussteuer: Die Sommersaison ist in Italien für Touristiker zu einem Albtraum geworden. Noch ergeben die Zahlen kein einheitliches Bild. Doch alles weist darauf hin, dass die italienische Tourismusbranche zwischen Südtirol und Sizilien 2012 eines der schwärzesten Jahre ihrer Geschichte erleben dürfte. Indes solidarisieren sich die Regionen für eine gemeinsame Vermarktung.

Toskana besonders betroffen

Besonders betroffen ist die Toskana. In den renommiertesten Badeorten der Region, in denen man in den vergangenen Jahren im August kein Hotelzimmer mehr bekam, locken verzweifelte Hoteliers mit Sonderangeboten. Sogar am Wochenende sind Restaurants halb leer. "Die Toskana ist ein begehrtes Urlaubsziel für die Ausländer, doch viele italienische Urlauber fallen aus, was der Branche Riesenverluste beschert. Wir rechnen damit, dass es zu einem Rückgang bei den Übernachtungen von vier Millionen Personen kommen wird", berichtet der Präsident des Verbands der öffentlichen Lokale FIPE in der Toskana, Aldo Cursano.

Wegen der Krise verkürzt der Großteil der Italiener den Sommerurlaub, oder verzichtet ganz darauf. Lediglich 34 Prozent wollen einen zumindest einwöchigen Sommerurlaub verbringen. 31 Prozent werden ganz auf Ferien verzichten, während 35 Prozent zu Freunden oder Familienangehörigen reisen wollen, um zu sparen.

"Die Wirtschaftskrise zwingt immer mehr Italiener, auf den Sommerurlaub zu verzichten; oder sich mit kürzeren Aufenthalten als bisher zu begnügen. Der Massentourismus ist besonders stark betroffen", so der Präsident des Konsumentenschutzverbands Adusbef, Elio Lannutti.

Campingplatz

Aus einer Umfrage des Kaufleuteverbands Confesercenti geht hervor, dass 16 Prozent der Italiener, die einen Urlaub im Hauptsommermonat August verbringen, ein Zwei-Sterne-Hotel wählen, während sich sieben Prozent mit einem Campingplatz begnügen. 32 Prozent der Befragten wollen selber kochen, um die Ausgaben für Restaurants zu reduzieren.

Darüber hinaus gerät die Tourismusbranche wegen des hohen Steuerdrucks in Schwierigkeiten. Hotels müssen dieses Jahr durchschnittlich 12.000 Euro für die Immobiliensteuer IMU aufbringen, die die Regierung Monti zur Auffüllung der leeren Staatskassen eingeführt hat. "Die Immobiliensteuer ist eine enorme Belastung für eine Branche, die ein Eckpfeiler des italienischen Wirtschaftssystems ist", klagt Filippo Donati, Präsident des Hotelierverbands Asshotel.

Die Regionen drängen auf Steuerentlastungen für Touristik-Unternehmen, die in die Modernisierung ihrer Anlagen investieren. "Viele Tourismusinfrastrukturen sind veraltet. Wir müssen das Angebot verbessern", lautet die Devise. Außerdem fordern sie,  die Mehrwertsteuer an das Niveau anderer europäischer Länder anzupassen. Auf diese Weise will man die Preise senken und die Wettbewerbsfähigkeit Italiens gegenüber touristischen Rivalen wie Spanien, Griechenland und Kroatien stärken.

Geschlossen auftreten
Um im Ausland zu punkten, wollen die Regionen jetzt verstärkt gemeinsam auf internationaler Ebene auftreten und gemeinsame Werbekampagnen organisieren. "Konkurrenz unter italienischen Regionen ist sinnlos. Italien muss geschlossen im Ausland auftreten, um sein touristisches Angebot effizient zu vermarkten", heißt es in einem Dokument der Regionen an die Regierung Monti. Sie verlangen vom Kabinett einen strategischen Entwicklungsplan für den Tourismus, bei deren Entwurf auch die Regionen und die Lokalverwaltungen eng eingebunden werden sollen.

Die Regionen fordern außerdem die Abschaffung der Tourismussteuer, für die Gäste in Hotels, Campingplätzen und Pensionen mehrerer italienischer Ortschaften aufkommen müssen. Denn die Tourismussteuer belaste die Wettbewerbsfähigkeit der Urlaubsorte in Italien gegenüber Konkurrenten im Ausland. Die Regionen fordern außerdem die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung von Klein-und Mittelbetrieben im Tourismusbereich, die von der Krise besonders stark belastet sind.
 

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