Küssen kann in Italien teuer werden

Skurrile Verbote

Küssen kann in Italien teuer werden

Der Italienurlaub kann manchen Touristen uneingeplante Zusatzkosten verursacht haben. Die italienischen Bürgermeister haben nämlich perfekte Einnahmequellen gefunden, um die Stadtkasse aufzubessern. Zahlreiche neue Verbote sorgen für Kopfschütteln bei Urlaubern und Einheimischen. Das sind die merkwürdigsten Strafen in Italien:

Küssen kann teuer werden
Ganz unromantisch gehen die Stadtväter von Eboli im süditalienischen Kampanien zu Werke: Wer beim zu intimen Küssen in seinem Auto erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 500 Euro rechnen. So tief in die Tasche greifen darf auch, wer in der toskanischen Puccini-Stadt Lucca öffentlich die Tauben füttert. Damit wurden Urlauber im Sommer abgezockt.

Laute Schuhe kosten 50 Euro
Da nehmen sich die 50 Euro noch günstig aus, die in Positano oder auf Capri berappen muss, wer mit lauten Holzschuhen durch die Straßen klappert. In jedem Fall scheinen die italienischen Bürgermeister in diesem Sommer die perfekte Einnahmequelle gefunden zu haben. Von der nationalen Regierung in Rom unterstützt, setzen sie saftige Strafen fest - und sie begründen dies mit dem Schutz der Umwelt und auch der Touristen oder mit Belangen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

Sommer der Verbote
"Null-Toleranz, es ist der Sommer der Verbote", so zog die römische Tageszeitung "La Repubblica" gegen die in den Kommunen beschlossenen Strafgelder zu Felde: 50 bis 1.000 Euro für diejenigen, die durch Venedig, Riccione, Amalfi oder Ravello mit nacktem Oberkörper oder im Bikini flanieren. 25 bis 500 Euro kann es in der ligurischen Hafenmetropole Genua kosten, wenn der Durstige durch die Gassen mit einer Flasche Bier oder Wein wandert. Und wer am Wochenende in Forte dei Marmi den Rasenmäher oder die Motorsäge anwirft, muss auch einige hundert Euro hinblättern. Zumindest nach dem Papier, auf dem der Erlass steht. Wie immer hängt im Alltag vieles davon ab, wie konsequent die Kommune gegen Verstöße vorgeht.

Rekordstrafe
Rekordhalter des neuen italienischen Versuchs, Ordnung in das alltägliche Chaos zu bringen, dürfte jedenfalls die nördliche Region Emilia-Romagna sein - sie will denen bis zu 10.000 Euro abknöpfen, die motorisiert und ohne Sondererlaubnis durch die Wälder dieser für Parma-Schinken, Parmesan-Käse und Modena-Essig bekannten Gegend fahren. Dass italienische Städte gegen Straßen-Prostitution und das Betteln in der Öffentlichkeit, gegen die fliegenden Händler mit den gefälschten Markenartikeln und die fragwürdigen Gesundheitsmassagen an den Stränden von "Bella Italia" vorgeht, ist dagegen nicht neu, nimmt aber auch weiter zu, mit oftmals stark erhöhten Bußgeldern.

Bank nur für drei
Brandneu ist hingegen, was sich die Stadtväter von Voghera in der Lombardei haben einfallen lassen - spätabends dürfen auf den Bänken in den öffentlichen Parks höchstens drei Personen Platz nehmen, was vor allem Senioren stört, die sich dort gern zum Plauderstündchen treffen. In der piemontesischen Bischofsstadt Novara wiederum zieht Bürgermeister Massimo Giordano den Kreis noch enger - nachts dürfen höchsten zwei Personen zusammen in den Parks sein. Das hilft gegen lautes Zusammenrotten und Saufgelage, lässt aber den Liebespaaren die Parktore fürs Schäferstündchen offen. Es geht also auch romantisch.

Dutzende Verordnungen
Ob nun das kleine private Feuerwerk eingeschränkt und angemeldet werden muss oder ein delikates Piercing an den Intimteilen verboten wird wie in Bologna, die Italiener wissen, warum ihre Bürgermeister auf diesem Feld gerade jetzt so viel Fantasie aufbringen (können). Die konservative Regierung von Silvio Berlusconi hat den Bürgermeistern per Gesetzesdekret eine "Super-Power" an die Hand gegeben. "Das hat den Weg zu Dutzenden solcher Verordnungen freigemacht", klagt "La Repubblica". Auch den Rauchern geht es an den Geldbeutel. Im sardischen Is Aruttas bei Olbia ist es jetzt untersagt, sich am Strand eine Zigarette anzuzünden. Teurer Glimmstängel: 360 Euro.

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