Triumph

Die drei Oscartiere

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Mit Christoph Waltz, Michael Haneke und Christian Berger haben drei Österreicher Oscar-Chancen.

Sensationell: Mit Christoph Waltz, Michael Haneke und Christian Berger haben drei Österreicher Oscar-Chancen. Bei den Nominierungen führen „Avatar“ & „Hurt Locker“.

Favoriten
Je neun Nominierungen für Avatar und den Irak-Film The Hurt Locker. Auf den Plätzen folgen Quentin Tarantinos Groteske Inglourious Basterds (acht), das Sozialdrama Precious und die Tragikomödie Up In The Air (je sechs): Die Favoritenrollen für die Oscar-Gala am 7. März sind seit gestern verteilt.

Österreich hatte besonderen Grund zum Jubel, als Anne Hathaway um 5.38 Uhr morgens, zu nachtschlafender kalifornischer Stunde, die Nominierungen vorlas: Erstmals seit den Zeiten von emigrierten Filmlegenden wie Billy Wilder oder Fred Zinnemann haben gleich drei Österreicher Chancen auf einen Academy Award.

Christoph Waltz wurde erwartungsgemäß für seine atemraubende Darstellung eines weltmännisch-brutalen SS-Offiziers in Inglourious Basterds für die beste Nebenrolle nominiert und ist jetzt für die Experten auch der große Favorit. Seine Kritiken waren auch in den USA hervorragend, nach seinem Sieg in Cannes und dem Golden Globe wäre es eine Überraschung, würde einer seiner – freilich hervorragenden – Mitbewerber den Oscar bekommen.

Michael Haneke errang – auch nach Goldener Palme und Golden Globe – für Das weiße Band jetzt auch eine Nominierung in der Kategorie fremdsprachiger Film.

Verblüffend und unerwartet, dass obendrein Hanekes Kameramann Christian Berger in der Cinematography-Kategorie nominiert wurde. Hier tritt der Tiroler gegen die Kameraleute von Avatar, Harry Potter, The Hurt Locker und Inglourious Basterds an. Natürlich ist Berger Außenseiter. Jedoch wurde er heuer in den USA zum Kameramann des Jahres gewählt.

Haneke-Produzent Veit Heiduschka ist selig: „Dass wir für Das weiße Band jetzt auch Oscar-Nominierungen bekommen haben, zeigt das große Potenzial dieses Films“, sagte er zu ÖSTERREICH.

Erste Reaktion von Michael Haneke: „Schon die Nominierung ist eine ganz große Auszeichnung. Würden wir gewinnen, so würde mich das ganz besonders freuen. Gewinnen wir nicht, werde ich aber keine Träne vergießen.“

Pikantes Duell: „Avatar“ gegen „The Hurt Locker“

Nach Hollywood: Dass Avatar und der Kriegsfilm The Hurt Locker bei den Nominierungen führen, ist nicht nur filmisch, sondern auch privat pikant. Schließlich waren die Regisseure der beiden Produktionen, James Cameron und Kathryn Bigelow, einmal ein Ehepaar.

Dass der visionäre Kassenknüller Avatar bei den Nominierungen ganz oben landen würde, war vorauszusehen. Dass The Hurt Locker gleichziehen könnte, ist eine Überraschung. Vielleicht ein Anlass, den brisanten und spannenden Film endlich in Österreichs Kinos zu bringen. The Hurt Locker handelt von einem Bombenentschärfungs-Spezialisten, der sich im Irak bei jedem Einsatz in Lebensgefahr begibt.

Ein weltweiter Kino-Erfolg war Quentin Tarantinos Inglourious Basterds. Jason Reitmans Up In The Air läuft am Freitag an: George Clooney brilliert in dieser bittersüßen Story als Manager und König der Vielflieger. Seine (noch) unbekannten Partnerinnen Vera Farmiga und Anna Kendrick agieren so famos, dass beide eine Oscar-Nominierung bekamen und so Penélope Cruz (Nine) überholen könnten.

Bedauerlich: Clint Eastwood ist mit seinem großartigen Mandela-Drama Invictus selbst nicht im Rennen. Seine Stars Morgan Freeman und Matt Damon wurden aber nominiert.

Oscar-Gewinner Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“) kommentiert für ÖSTERREICH die Nominierungen und die Oscar-Chancen.

Ruzowitzky über Christoph Waltz: Bei Christoph Waltz hätte ich alles darauf gewettet, dass er nominiert wird – und es wäre eine Überraschung für mich, falls er den Oscar nicht gewinnt. Er gilt in den USA als überragender Favorit. Als Schauspieler, der Englisch nicht als Muttersprache hat, gleich mit dem ersten Film für den Oscar nominiert zu werden, das ist eine ganz tolle Sache.

Ruzowitzky über Michael Haneke: Ich war fest davon ausgegangen, dass Michael Haneke mit Das weiße Band nominiert werden würde. Seine Chancen, zu gewinnen, sind aber schwierig zu beurteilen. In dieser Kategorie gibt es keine Indikatoren, die einen Trend anzeigen. Das weiße Band ist kein klassischer Oscar-Film, weil er etwas spröde ist und nicht zur Identifikation einlädt. Wie stark die vielen anderen Qualitäten bewertet werden, kann man nicht vorhersehen.

Ruzowitzky über Christian Berger: Die Nominierung von Christian Berger als bester Kameramann für Das weiße Band ist großartig und ein Zeichen dafür, dass der Höhenflug des österreichischen Films nicht nur etwas mit ein paar Ausnahmeleuten zu tun hat, sondern dass dieser Boom auf einer ganz breiten Basis hervorragender Könner aufbaut.

Ruzowitzky über die Hauptkategorien Bester Film

Beste Regie: Hier liegen Avatar und The Hurt Locker vorn. Das wäre selbst dann eine interessante Konstellation, wenn die Regisseure James Cameron und Kathryn Bigelow früher nicht miteinander verheiratet gewesen wären. Ich könnte mir vorstellen, dass Bigelow den Regie-Oscar gewinnt. The Hurt Locker ist der erste Film, der das Irak-Trauma in einer Weise aufarbeitet, die auch ein Publikum findet. Beim Film des Jahres würde ich auf Avatar tippen, denn das ist in vieler Hinsicht ein Epoche machendes Werk.

Ruzowitzky über die besten Darsteller: Bei den Männern gilt Jeff Bridges als großer Favorit. Ich würde es ihm gönnen, denn er ist schon sehr lange mit sehr guten Leistungen aktiv. Bei den Damen sind Meryl Streep und Sandra Bullock vorn, wobei Sandra Bullock den Vorteil hat, dass sie noch nie einen Oscar gewann und dass ihr Film The Blind Side extrem erfolgreich war.

Ruzowitzky über das Glück: Glück gehört zu den Oscars dazu. Man braucht eine Konstellation, in der man den Nerv der Academy trifft. Das ist natürlich auch immer ein bisschen mit Zufall verbunden, weil Filme ja eine lange Geschichte haben, bevor sie endlich ins Kino kommen.

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