U--Haft

Auf der Jagd nach dem Doping-Paten

Teilen

Nach der ÖSTERREICH-Story, wonach ein 32-jähriger Radprofi wegen Verdachts auf Dopinghandel verhaftet wurde, warf ihn dessen Verein hinaus.

„Bei der verhafteten Person handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Christof K., der seit 2007 bei unserem Team unter Vertrag stand.“ So reagierte der oberösterreichische Profi-Verein RC Wels Gourmetfein auf die jüngsten Enthüllungen.

Wie berichtet, waren der gebürtige Kärntner sowie ein Wiener Apotheker verhaftet worden. Das Delikt: Handel mit Dopingmitteln (EPO, Testosteron). K. wurde in U-Haft genommen. Was aber seine Teamführung nicht sofort mitbekommen hatte: „Seit Tagen versuchten die Teamleitung sowie seine Sportkameraden, Verbindung zu ihm herzustellen, auch bei der (...) Pressekonferenz blieb er unentschuldigt fern. Nun wissen wir alle den Grund.“

Der Verein reagierte jedenfalls prompt und gab auf seiner Homepage bekannt, „dass wir ab sofort die Zusammenarbeit mit Christof K. beenden“.

Währenddessen wird das Zittern in der heimischen Sportszene zu einem Erdbeben. Wie von Ermittlerseite durchsickerte wird gegen Dutzende schwarze Doping-Schafe ermittelt. Wie bereits berichtet, gab es zahlreiche Hausdurchsuchungen, abgehörte Telefonate und Panik-Reaktionen. So berichten Insider, dass eine gigantische Menge von verbotenen Präparaten hektisch ins Ausland geschafft wurde.

In den nächsten Tagen soll geklärt werden, wie groß das Doper-Netzwerk ist. Möglich wurden die effektiven Polizeiermittlungen erst durch das neue Antidoping-Gesetz, das am 1. August 2008 in Kraft trat. Doping-Jäger Hans Holdhaus ist jedenfalls zuversichtlich, dass Drahtzieher und Nutznießer gleichermaßen ans Licht kommen: „Das wäre ein großer Schlag gegen die Doping-Mafia.“

Zentrale Figur
Wer sind die Kunden des verhafteten Rad-Profis? Insider vermuten, dass K., für den natürlich die Unschuldsvermutung gilt, nur ein Handlanger ist. Doch inzwischen wurde bekannt, dass der Profi im Verhör ausgepackt haben soll. Die Sportszene zittert – und mit ihr die zentrale Figur. Beim „Doping-Paten“ könnte es sich um einen umtriebigen Manager handeln.

ÖSTERREICH: Wird der „Fall K.“ helfen, das Doping-Problem in den Griff zu bekommen?
Norbert Darabos: In dem Fall geht es offensichtlich um Dealen mit Mitteln, wobei noch die Unschuldsvermutung gilt. Es ist ein richtiges Signal der Justiz, die hier eine härtere Vorgangsweise wählt. Was die Strafen für gedopte Sportler betrifft, ist aber das Antidoping-Gesetz nicht scharf genug.
ÖSTERREICH: Es sollen nicht nur Radsportler betroffen sein ...
Darabos: Der Fall gibt mir Rückenwind: Es ist offensichtlich schneller als erwartet möglich, an die Hintermänner im österreichischen Doping heranzukommen. Etwas, das ja im Fall Bernhard Kohl nicht gelungen ist. Ob damit ein neuer Weg der Justiz im Kampf gegen die Doping-Kriminalität eingeschlagen wurde, wird sich aber erst zeigen.
ÖSTERREICH: Bis jetzt hatte man das Gefühl, dass Österreich Weltmeister im Unter-den-Tisch-Kehren war ...
Darabos: Ich glaube, dass die Justiz inzwischen signalisiert bekommen hat, dass sie härter vorzugehen hat, und dass es dabei von mir volle Rückendeckung gibt.
ÖSTERREICH: Der gesperrte ÖSV-Trainer Walter Mayer mein, sie würden sich an diesem Thema ,medial begeilen'.
Darabos: Glauben Sie mir, es gibt Angenehmeres. Wenn Experten sagen, dass Österreich international zu den vier, fünf Ländern gehört, wo Doping professionell betrieben wird, kann man nicht zur Tagesordnung übergehen.
ÖSTERREICH: Und was machen Sie im „Fall Mayer“ weiter?
Darabos: Ich lasse alles aufarbeiten. Aber mein Zugang zu ihm ist auch ein dienstlicher als Chef des Heeres. Die Blutbeutel-Affäre 2002 und die Aktion, als er 2006 betrunken in eine Polizeisperre gefahren ist, sind aktenkundig. Das genügt für mich: Dieser Mann hat keine Vorbildwirkung und im Heeressport nichts mehr verloren.

(okk)

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.