Whistler

Rodler stirbt nach Trainingssturz

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Georgier prallt gegen Stahlträger der Bahnüberdachung und stirbt am Weg ins Spital.

Die XXI. Olympischen Winterspiele sind wenige Stunden vor ihrer Eröffnung durch den Todesfall eines Athleten überschattet worden. Der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili erlag am Freitag den Verletzungen, die er sich bei einem Sturz im Abschlusstraining im olympischen Eiskanal in Whistler zugezogen hatte. Der 21-Jährige wurde nach einem Fahrfehler in der letzten Kurve mit mehr als 100 km/h aus der Bahn katapultiert und prallte gegen den ungesicherten Eisenpfeiler der Bahnüberdachung, der sich unmittelbar neben der Strecke befindet. Das Training wurde sofort nach dem Unfall abgebrochen.

"Das Unfassbare ist passiert. Jetzt müssen wir alle diese Nachricht erst einmal verarbeiten", sagte ÖRV-Cheftrainer Rene Friedl mit Tränen in den Augen nach der Mannschaftsführersitzung, an deren Ende die Nachricht vom Tod des Georgiers bekanntwurde. Das georgische Team überlegte laut seiner Führung wegen dieser Tragödie einen Rückzug von den Spielen.

Tod im Spital
Kumaritaschwili war zunächst an Ort und Stelle ärztlich versorgt worden, man versuchte ihn zu reanimieren. Doch vergeblich, der Athlet starb nach der Einlieferung ins Spital.

Traurige Premiere
Es war der erste Todesfall in einem Olympia-Bewerb bei Winterspielen. 1992 in Albertville war bei der Demonstrationssportart Speedski der Schweizer Nicholas Bochatay ums Leben gekommen. Er war bei der Fahrt zum Finale mit einer Pistenraupe kollidiert. 1964 in Innsbruck war der britische Rodler Kazimierz Skrzypezki zwei Wochen vor Beginn der Spiele im Training tödlich verunglückt.

Tödliche Speedstrecke
Während sich in Vancouver die Olympische Flamme, bejubelt von Tausenden Zuschauern, dem BC Place Stadium näherte, wo sechs Stunden später die Eröffnung in Szene ging, herrschte im Schlittensportzentrum oberhalb von Whistler tiefe Trauer. Die als enorm schwierig bekannte Bahn, die schnellste der Welt, hatte ein Menschenleben gefordert.

Ermittlungen aufgenommen
Nach dem tödlichen Unfall Kumaritaschwilis haben die kanadischen Behörden erste Untersuchungen aufgenommen. Staatsanwaltschaft und Polizei nahmen am Freitag die Unglücksstelle an der Olympia-Bahn in Whistler in Augenschein. Dafür wurde der Eiskanal weiträumig abgesperrt.

Sicherheitsdiskussion
Diskussionen um die Sicherheit hatte es bereits nach dem Weltcup im Vorjahr und den Trainingswochen im Vorfeld der Spiele gegeben. Der Österreicher Manuel Pfister hatte am Donnerstag im Training mit 154,00 km/h einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord fixiert und damit die Diskussionen neu angefacht. Dem georgischen Athleten wurden die Tücken der Bahn im zweiten Lauf des Tages zum Verhängnis. Die Veranstalter haben Untersuchungen über die Gründe des Unfalls eingeleitet.

Schlüsselstelle bekannt
Dass es in der letzten Kurve zu Schwierigkeiten kommen kann, war bekannt. Zuvor war der zweifache Olympiasieger Armin Zöggeler im ersten Lauf des Abschlusstrainings am Freitag gestürzt, aber unverletzt geblieben. Auch die Tirolerin Nina Reithmayer war dort auf einer Trainingswoche von einem Zwischenfall betroffen, hatte aber Glück. Friedl erklärte gegenüber der APA, dass an dieser Stelle an der Bahnbegrenzung vor den Winterspielen noch Änderungen vorgenommen worden seien. "Man hat Planken angebracht, aber die waren wohl zu flach", erklärte der Deutsche. Die Stahlträger, die sich knapp einen halben Meter neben der Bahn befinden, waren völlig ungesichert.

Die Teamführung der Österreicher versuchte, die schwierige Situation gemeinsam mit den Athleten zu verarbeiten. Daniel Pfister hatte den Unfall offenbar im TV vom Start aus mitverfolgt. In der nächsten Sitzung der Teamleiter um 03.00 MEZ sollte die weitere Vorgangsweise abgeklärt werden. Friedl konnte unmittelbar nach der schockierenden Nachricht nicht sagen, ob seine Athleten zu den Bewerben antreten würden. Für Samstag waren die ersten zwei Läufe des Herren-Einsitzerbewerbs angesetzt, die Entscheidung über die Medaillen sollte in zwei weiteren Läufen am Sonntag fallen.

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