EPO-Großverteiler

Das Netzwerk des Doping-Apothekers

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Ein 49-jähriger Apotheker, sein Handy und seine Kontakte in die Spitzensport-Szene waren der Startknopf für die jüngste Doping-Affäre.

Wer ist der Mann, für den vorab die Unschuldsvermutung gilt, der jedoch im großen Stil illegalen Handel mit dem Blutdoping-Mittel EPO und Testosteron getrieben haben soll? ÖSTERREICH-Recherchen zufolge ist der gebürtige Kärntner A. (Name der Red. bekannt), der im Fall einer Verurteilung nicht nur mit bis zu fünf Jahren Haft, sondern auch mit dem Verlust seiner Apotheke in Wien-Simmering rechnen muss, kein Unbekannter.

Der Villacher Apotheker und Prangerredner in der Faschingsgilde, Alexander Telesko, kennt den Doping-Verdächtigen: "Ich bin mit ihm aufgewachsen, er wohnte nicht weit weg von mir. Ich kann das alles gar nicht glauben. Er ist ein guter Kerl, vielleicht zu gut.“

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Beweise
Die Schwester von A., die in Kärnten eine Apotheke betreibt, ist erschüttert: "Ich will und kann über meinen Bruder keinen Stab brechen. Zuerst will ich die Beweise sehen.“

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Wie ÖSTERREICH berichtete, wurde der EPO-Apotheker vergangene Woche von der „SOKO Doping“ des Bundeskriminalamtes gleich nach dem mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzten Rad-Profi Christof K.. festgenommen. Auch A. durfte kurzfristig wieder auf Gelöbnis in Freiheit, wurde aber am Wochenende erneut festgenommen und sitzt seitdem in U-Haft. Mittwoch wurde dann auch über einen seiner angeblichen Großkunden, den als Dritten im Bunde festgenommene Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer, die U-Haft verhängt.

Auf Hochtouren
Währenddessen geht das Zittern in der Profi- und Amateursport-Szene weiter. "SOKO Doping“-Leiter Andreas Holzer deutet an: "Es sind keine 100 Personen, die mit den Mitteln versorgt wurden, aber es sind doch einige Namen von Sportlern aufgetaucht. Wir arbeiten auf Hochtouren und wollen die kriminellen Strukturen vom Produzenten über die Dealer bis hin zu den ­Konsumenten offenlegen.“

Zweifel
Genau daran zweifelt die Nationale Anti Doping Agentur NADA. Vorsitzender Gernot Schaar bemängelt, dass die Staatsanwaltschaft jede Akteneinsicht für die unabhängige Rechtskommission verwehrt. Er erhofft sich hier tatkräftige Unterstützung von Minister Norbert Darabos, um das zu ändern. Hintergrund: Nur wenn die Namen aller Sünder bekannt würden, hätten die Sauberen die Chance, sich von den schwarzen Schafen abzugrenzen.

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