In Libyen

200.000 Flüchtlinge warten vor Tor Europas

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Schlepper dürften wegen der strengeren Grenzkontrollen bald neue Wege suchen.

Wegen verschärfter Grenzkontrollen auf dem Balkan und in der Ägäis könnten Medienberichten zufolge wieder mehr Flüchtlinge auf die gefährliche Route über Libyen ausweichen. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, warten in Libyen bis zu 200.000 Flüchtlinge darauf, die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa zu wagen.

Schlepper suchen neue Wege

Europäische Behörden gehen laut der "WamS" davon aus, dass sich die Schlepper wegen der strengeren Grenzkontrollen bald neue Wege suchen dürften. Eine stärkere Sicherung der EU-Außengrenze in der Ägäis zwischen Griechenland und der Türkei werde dazu führen, dass Flüchtlinge unter anderem auf die gefährliche zentrale Mittelmeerroute aus Libyen und Ägypten ausweichen.

Laut der "WamS" beobachten Nachrichtendienste aus verschiedenen Ländern, dass in libyschen Küstenorten bereits zwischen 150.000 und 200.000 Flüchtlinge auf besseres Wetter warten, um die Fahrt über das Mittelmeer zu wagen. In einem Bericht der "Bild am Sonntag" war von 150.000 wartenden Flüchtlingen die Rede.

Zahl der Syrer steigt
Über Libyen kämen bisher vor allem Flüchtlinge aus Eritrea, Nigeria und Somalia, berichtete die "WamS". Die Zahl der Syrer steige jedoch. Andere Flüchtlingsrouten könnten demnach künftig über das Schwarze Meer, über Georgien und Russland, über die griechische Westküste und von Albanien aus über das Meer nach Italien verlaufen. Auch der Landweg über Bulgarien könne beliebter werden.

Die deutsche Bundeswehr rettete am Samstag 242 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Der Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main" sei 25 Kilometer vor der libyschen Küste einem Schlauchboot zu Hilfe gekommen, teilte das Einsatzführungskommando mit. 120 Flüchtlinge wurden von den deutschen Soldaten nach Italien gebracht, die italienische Küstenwache nahm 122 weitere auf.

Libyen ist schon seit Jahren eine Drehscheibe für Flüchtlinge und Menschenschmuggler. Das nordafrikanische Land wird seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 von Milizen beherrscht. Sie ringen neben zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und in der Hauptstadt Tripolis um die Macht. Auch die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nutzt die Lage aus, um sich in Libyen auszubreiten.

50 Tote bei US-Luftangriff
Am Freitag waren bei einem US-Luftangriff auf ein IS-Ausbildungslager nahe der Küstenstadt Sabrata 49 Menschen getötet worden, die meisten Tunesier und Algerier. Unter den Toten waren offenbar aber auch zwei von den Islamisten entführte Serben. Es handle sich um Mitarbeiter der serbischen Botschaft, erklärte die Regierung in Belgrad.

Bei Kämpfen mit rivalisierenden Gruppen im Osten Libyens wurden am Samstag mindestens 14 Soldaten der international anerkannten Regierung getötet. Wie die Nachrichtenagentur Lana berichtete, wurden sie bei einem Einsatz in der Region von Bengasi getötet. Gegen wen sich der Einsatz richtete, wurde nicht präzisiert.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bekräftigte, für einen möglichen Einsatz der Europäer gegen den IS in Libyen müsse es erst eine offizielle Anfrage einer legitimen Regierung geben. "Wir unterstützen seit vielen Monaten die Bemühungen, eine Regierung der nationalen Einheit einzusetzen", sagte Mogherini der französischen Zeitung "Journal du Dimanche".

EU setzt auf Türkei
Beim EU-Gipfel in Brüssel war am Freitag beschlossen worden, bei der Sicherung der EU-Außengrenze weiter auf den Aktionsplan mit der Türkei zu setzen. Anfang März soll ein Sondertreffen mit Ankara folgen. Der Aktionsplan sieht unter anderem vor, dass Deutschland und andere "willige" EU-Länder der Türkei tausende Flüchtlinge abnehmen. Die vier Visegrad-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen und die Slowakei verlangen eine Senkung der Flüchtlingszahlen bis Mitte März, sonst wollen sie die Grenze von Griechenland nach Mazedonien abriegeln.

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