Vor Gericht

9/11-Drahtzieher brechen ihr Schweigen

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Khalid Sheikh Mohammed äußert Kritik an dem Gericht in Guantanamo.

Die fünf mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 haben vor dem Sondertribunal des US-Militärs in Guantanamo ihr Schweigen gebrochen. Zu Beginn einer fünftägigen Anhörung in dem umstrittenen US-Gefangenenlager auf Kuba am Montag (Ortszeit) äußerte der mutmaßliche Chefplaner der Anschläge, Khalid Sheikh Mohammed, Kritik an dem Militärverfahren. Am Dienstag sollte es auch um Foltervorwürfe gehen.

Keine Gerechtigkeit
"Ich denke nicht, dass es irgendeine Gerechtigkeit in diesem Gericht gibt", sagte Mohammed, der sich zu den Anschlägen von "A bis Z" bekannte. Obwohl der 47-Jährige gut Englisch spricht, äußerte er sich auf Arabisch. Neben dem aus Kuwait stammenden Mohammed müssen sich der Saudi-Araber Mustafa Ahmad Al-Hawsawi, der Pakistaner Ali abd Al-Aziz Ali sowie die Jemeniten Ramzi Binalshibh und Walid bin Attash für eine Verwicklung in die Anschläge verantworten.

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Die fünf Angeklagten trugen traditionelle Gewänder und weiße Turbane oder Kappen. Anders als bei der Verlesung der Anklage im Mai, als sie aus Protest gegen das Verfahren geschwiegen hatten, antworteten alle Angeklagten auf die Fragen des Richters. In dem Prozess, der frühestens im kommenden Jahr beginnen dürfte, droht den Männern die Todesstrafe. Ein früherer Versuch, die Männer in New York vor ein ziviles Gericht zu stellen, war gescheitert.

Die Verteidigung will erreichen, dass in der Anhörung auch über die Folterung der Angeklagten gesprochen wird. Die Gruppe wirft der US-Regierung vor, sie in Geheimgefängnissen festgehalten und dort mit Todesdrohungen, Schlafentzug und anderen brutalen Verhörmethoden unter Druck gesetzt zu haben. Mohammed wurde nach offiziellen Angaben mehr als 180 Mal dem sogenannten Waterboarding unterzogen, bei dem der Verhörte zu ertrinken glaubt.

"Ganze Wahrheit"

Die Verteidiger der "Gitmo Five" genannten Gruppe fordern, dass die "ganze Wahrheit" über die Anschläge vom 11. September 2001 in dem Verfahren ausgebreitet werden müsse. "Wir müssen über Folter reden", sagte Anwalt Michael Schwartz am Montag. "Der körperliche und emotionale Stress ist von Bedeutung." Die US-Regierung will dagegen Details über die Misshandlung der Angeklagten aus Gründen der nationalen Sicherheit unter Verschluss halten.

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Das Audiosignal aus dem Gerichtssaal in Guantanamo wird für Journalisten mit einer 40-sekündigen Verzögerung übertragen, um als geheim eingestufte Aussagen etwa zur Folter unkenntlich machen zu können. Medienorganisationen und die Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union (ACLU) kritisierten dieses Vorgehen als Verstoß gegen die in der US-Verfassung verankerte Pressefreiheit. Am Dienstag wollte das Gericht über Einsprüche gegen dieses Verfahren beraten.
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