Japan

Abe besuchte umstrittenen Yasukuni-Schrein

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China verurteilte den Besuch scharf.

Der rechtskonservative japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat am Donnerstag den umstrittenen Yasukuni-Schreins für die Kriegstoten besucht. Abe ist der erste japanische Ministerpräsident, der an dem Schrein betete, seitdem der damalige Regierungschef Junichiro Koizumi am 15. August 2006 anlässlich des Jahrestages der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg dort war.

In dem Heiligtum unweit des Kaiserpalastes in Tokio werden auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt. Abe ist jetzt ein Jahr im Amt. Peking verurteilte den Besuch scharf. Das chinesische Außenministerium nannte das Vorgehen von Abe "absolut inakzeptabel für die chinesische Bevölkerung". Der Besuch füge den "Gefühlen der Menschen in Asien großen Schaden zu", teilte das Ministerium am Donnerstag mit.

In dem Schrein in Tokio gedenken die Japaner der rund 2,5 Millionen Seelen von in Kriegen für das Kaiserreich Gestorbenen - darunter die von 14 hingerichteten Kriegsverbrechern. Pilgergänge japanischer Politiker lösen bei Chinesen, Südkoreanern und Taiwanesen immer wieder aufs Neue Wut aus. Vor allem das Verhältnis Tokios zu Peking ist wegen eines Streits um Inseln zurzeit angespannt.

Südkorea verurteilt Besuch Abes in umstrittenen Yasukuni-Schrein
Südkorea hat den Besuch von Japans Ministerpräsident Shinzo Abe im umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio scharf verurteilt. "Der Besuch ist ein anachronistisches Verhalten, das nicht nur die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan, sondern auch die Stabilität und Kooperation in Nordostasien grundsätzlich beschädigt", sagte Kulturminister Yoo Jin Ryong am Donnerstag.

Um zum Weltfrieden beizutragen, müsse Japan zunächst Vertrauen mit seinen Nachbarn aufbauen, indem es sich kritisch mit seiner Vergangenheit auseinandersetze, statt sie zu verleugnen und "vergangene Aggression zu verherrlichen".

US-Botschaft "enttäuscht"
Die US-Botschaft in Tokio zeigte sich "enttäuscht" über Abes Besuch des Schreins, der die Spannungen mit den Nachbarn verschärfen werde. Zuvor hatte bereits das chinesische Außenministerium einen förmlichen Protest angekündigt. Die Besuche japanischer Politiker des Schreins seien der "Versuch, die Folgen des Zweiten Weltkriegs und die internationale Nachkriegsordnung infrage zu stellen, sagte ein Sprecher. China liegt ohnehin im Streit mit Japan um eine Inselgruppe.

Abe hatte ein Jahr nach seinem Amtsantritt am Donnerstagvormittag den Schrein besucht, in der der 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten gedacht wird. Er habe diesen Tag gewählt, um den "Seelen" des Schreins Rechenschaft über seine Regierungsarbeit abzulegen und zu versprechen, "für eine neue Ära zu sorgen, in der Menschen nie wieder unter der Katastrophe des Kriegs zu leiden haben", sagte Abe. Er fügte hinzu, er wolle keineswegs "die Gefühle des chinesischen oder südkoreanischen Volks verletzen".

Der Schrein ist seit langem ein Ärgernis für Koreaner und Chinesen. Sie sehen in ihm eine Verherrlichung der dunkelsten Kapitel der japanischen Geschichte, weil dort auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. Besuche von Mitgliedern der Regierung in dem Schrein sorgen immer wieder für Empörung bei den beiden Nachbarländern. Japan hatte während des Zweiten Weltkriegs große Teile Koreas und Chinas sowie mehrere Länder Südostasiens besetzt.

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