Wirtschaft

Ägypten-Krise 
kommt teuer

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Sachertorte bis Wiener Schnitzel: Preise steigen um bis zu 10 Prozent.

Die Unruhen von Nordafrika bis zum Nahen Osten mit Angst vor Lieferengpässen, Missernten nach Unwettern sowie steigende Nachfrage sorgen dafür, dass die Preise für Lebensmittel und Rohstoffe aus dem Ruder laufen. An den Warenterminbörsen treiben überdies Spekulanten die Rohstoffpreise steil nach oben. Zwischen Dezember 2010 und Jänner 2011 sind die Nahrungsmittelpreise förmlich explodiert.

Weizenpreis verdoppelt, Zucker auf 30-Jahres-Hoch
Das von der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) ermittelte Preisbarometer für Waren von Zucker bis zu Molkereiprodukten kletterte zu Jahresbeginn auf einen neuen Rekordwert. Den siebenten Monat in Folge ist der Index steil nach oben gegangen. Das heißt: Noch nie sind die weltweiten Preise für Lebensmittel so stark gestiegen wie jetzt. In einem Jahr hat sich der Weizenpreis mehr als verdoppelt. Zucker befindet sich infolge des australischen Wirbelsturms auf einem 30-Jahres-Hoch, Kaffee ist so teuer wie seit 5 Jahren nicht. Kakao, Fleisch, Milchprodukte, Baumwolle – alles steuert auf neue Höchstpreise zu.

Im Schnitt drohen bei uns Erhöhungen um 3 Prozent
Der Aufstand der Bevölkerung in Algerien, Tunesien, Ägypten und Jordanien hat seine Ursachen teils auch in der dramatischen Verteuerung der Lebensmittel. So sind die Preise in Algerien seit Jahresbeginn um 30 % hinaufgeschnellt. In Tunesien und Ägypten protestieren die Menschen unter anderem gegen die enormen Preiserhöhungen.

Auch vor den österreichischen Supermarkt-Regalen wird die Preisspirale nicht Halt machen. "Preiserhöhungen werden schwer vermeidbar sein", heißt es aus dem Handel. Branchenexperten rechnen mit Verteuerungen von im Schnitt 3 % – bei einigen Produkten könne es bis 10 % gehen.

Brot, Schokolade und das Schnitzel im Lokal teurer
Zum Beispiel werden die hohen Weizenpreise dafür sorgen, dass wir für Brot, Gebäck und Mehlspeisen mehr bezahlen müssen. Teurer Zucker und Kakao werden höhere Preise für Schokolade und Süßigkeiten aller Art bringen. Und die Melange im Kaffeehaus wie das Schnitzel im Restaurant könnten auch bald empfindlich mehr kosten.

Und die Preisrallye beim Öl verteuert nicht nur den Sprit, sondern mittelfristig alle Waren, bei deren Produktion Öl im Spiel ist. Also nahezu sämtliche Industrieartikel.

Experten warnen bereits vor einer Bremse für den Konjunkturaufschwung. Ein Ende der Preisexplosion sei ohne Maßnahmen gegen die Spekulanten nicht absehbar, warnen Experten.
 

Benzin: Öl-Rallye lässt die Preise ansteigen

Die Krise in Ägypten lässt den Ölpreis langsam, aber sicher nach oben schnellen und das hat auch Auswirkungen auf unsere Benzinpreise: Durch die Ölpreisrallye der letzten Tage stiegen die Preise für Sprit fast auf Rekordniveau – der Durchschnittspreis für Diesel lag am Freitag bei 1,271 Euro und der Durchschnittspreis für Benzin bei 1,312 Euro pro Liter. Bei einzelnen Tankstellen mussten Autofahrer pro Liter Benzin sogar 1,50 Euro hinblättern.

Deutlich über 100 Dollar
Auch am Freitag kletterte der Ölpreis über die 100-Dollar-Grenze: Ein Barrel der Nordseesorte Brent wurde mit 102,09 Dollar gehandelt – ein Plus von 33 Cent gegenüber Donnerstagabend. Zuvor war der Ölpreis zeitweise bis auf 103,87 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem 26. September 2008 gestiegen. Erst Anfang der Woche hat die Ägypten-Krise den Ölpreis erstmals seit 28 Monaten auf über 100 Dollar wachsen lassen.

Angst um Öl
Fest steht: Auf den Märkten gibt es große Sorge, dass sich die Unruhen auch auf die Ölversorgung auswirken. Laut Experten habe die politische Lage in Ägypten langfristige Folgen für den Ölmarkt: Ägypten kontrolliert den Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, und auch eine dort liegende Pipeline. Täglich werden hier mehr als zwei Millionen Barrel Öl transportiert.

Seite 2: So trifft der Ausnahmezustand Ägypten

Ägypten: 230 Mio. Euro Verlust pro Tag

Geschlossene Banken, keine Börse, weniger Umsätze, weil Geschäfte zu haben, keine Wirtschaftsdeals und vor allem eines: ein fettes Minus im Tourismus, weil wenige Ausländer einreisen und Tausende Urlauber nur eines wollten: Schnell raus aus dem Krisenherd Ägypten.

Fest steht: Die politischen Unruhen in Kairo haben das Land in eine tiefe wirtschaftliche Krise gestürzt. Die französische Investmentbank Credit Agricole hat jetzt ausgerechnet, wie viel Geld Ägypten die Krise kostet. Pro Tag, so schätzt die Bank in einer Studie, entgehen Ägypten mindestens 310 Millionen Dollar, das sind umgerechnet 230 Millionen Euro.

Bisher, also nach 11 Protesttagen, beläuft sich der Verlust also auf über 2,5 Milliarden Euro. Mit jedem Tag Revolution steigt der finanzielle Verlust – und lässt die Wachstumsprognose schmelzen. Die hat die Bank von 5,3 auf 3,7 % nach unten korrigiert. Vorerst.

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