Heute neuer Kampftag

Agypten: Volk gibt nicht auf

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Verhandlungen brachten nichts. Heute werden wieder Zehntausende demonstrieren.

Der erste Dialog über politische Reformen zwischen Vertretern der Opposition bzw. Demonstranten und Vizepräsident Omar Suleiman (74) war reine Kosmetik, nicht mehr: „Es gibt noch immer Gewalt gegen Regimegegner“, sagt Aiman Nur (47), einer der bekanntesten Oppositionsvertreter, zu ÖSTERREICH (siehe Interview). Der Politiker und Jurist saß vier Jahre im Gefängnis, Wahlbetrug wurde ihm 2005 von Mubarak vorgeworfen: „Ein erfundener Vorwurf, um mich mundtot zu machen.“

Von Entspannung kann auch zwei Wochen nach Beginn der Demonstrationen gegen Präsident Mubarak und den jetzigen Gesprächen mit Vize Omar Suleiman keine Rede sein: „Kein einziger politischer Gefangener wurde freigelassen. Die Geheimpolizei agiert schlimmer als zuvor“, sagt Hassiba Hadj Sahraoui von Amnesty International: „Die Zugeständnisse, die gemacht wurden, sind Lippenbekenntnisse, Lügen.“

Deshalb werden auch heute wieder Zehntausende am Tahrir-Platz demonstrieren: „Weil alles wie immer ist“, sagt Aktivistin Aida Saif el Dawla: „Die Geheimpolizei nimmt Menschen fest, führt sie von zu Hause ab, foltert mit Elek­troschocks“, sagt sie, „selbst vor ausländischen Journalisten schrecken sie nicht zurück.“ Der Druck der Straße müsse also bleiben.

Streit um Nobelpreisträger Mohammed ElBaradei
Inzwischen wurden aber Risse innerhalb der ­Oppositionsgruppen transparent. Besonders heftig wird Mohammed ElBaradei (67), Ex-Direktor der Atomenergiebehörde in Wien und Nobelpreisträger, kritisiert: „Lern erst einmal richtig Hocharabisch, bevor du in deinem Garten Interviews gibst!“, lästern sie. Oder: „Bitte gehen Sie zurück nach Österreich, wir haben hier schon genug Verwirrung, sie machen es nicht besser!“

Der absolute Favorit für eine Mubarak-Nachfolge ist Amr Moussa, Generalsekretär der Arabischen Liga und ehemaliger ägyptischer Außenminister.

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ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl in Kairo

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